München - Die erhofften Neuzugänge des TSV 1860 lassen weiter auf sich warten. Für welche Positionen schlagen die Löwen noch zu? Die große Analyse.
Manche Fans werden langsam ungeduldig. Neuzugänge lassen weiter auf sich warten. Je nach Zählweise stehen bisher erst einer oder drei fest: Grzegorz Wojtkowiak (kommt von Lech Posen) ist bisher der einzige Neue mit Stammelf-Qualitäten. Dazu kommen mit Liridon Vocaj (eigener Nachwuchs) und Korbinian Vollmann (nach Ausleihe zurück aus Unterhaching) noch zwei Nachwuchskräfte.
Bis zum Trainingsstart am Montag soll es noch zwei Transfers geben. Um wen es sich handeln könnte, ist bislang keine durchgesickert. Diskret sind sie ja, die Löwen-Verantwortlichen. Und auch geduldig. Panikkäufe kommen nicht in Frage, auch wenn nächste Woche schon Trainingsstart ist. "Keiner hier ist nervös. Nach der EM kann sich auf dem Markt noch sehr viel bewegen", beschwichtigt Florian Hinterberger via Bild.
Wo werden die Löwen noch aktiv? Wo sollten sie es werden, vorausgestezt, dass Reiner Maurer sein 4-4-2-System mit Doppel-Sechs beibehält? Die Analyse.
TOR
Gabor Király (36) ist nach einigen Patzern zwar nicht völlig unumstritten, aber nach wie vor ein Rückhalt. Nach einem Torwartwechsel sieht es zunächst nicht aus. Und falls doch, hat Reiner Maurer mit Timo Ochs (30) und Vitus Eicher (21) gleich zwei gute Alternativen.
Prognose: Die Löwen gehen wohl mit diesem Trio in die neue Saison, um sich 2013 neu aufzustellen. Dann laufen die Verträge von Király und Ochs aus. "Es gibt keine Anzeichen, dass sich eine Änderung ergibt", sagt Ochs-Berater Uwe Kathmann über die Hierarchie mit Kiraly als Stammkeeper, Ochs als Nummer 2 und Eicher als Torwart des TSV 1860 II. Letzterer hat mit seiner Top-Leistung bei seinem Zweitliga-Debüt in Frankfurt Ende April Werbung in eigener Sache betrieben.
INNENVERTEIDIGUNG
Im Winter galt die Abwehrzentrale noch als Großbaustelle. Inzwischen ist sie das Prunkstück des Kaders und wohl der einzige Bereich, in dem die Verantwortlichen nichts mehr machen werden. Grund ist Guillermo Vallori. Der Winter-Zugang schlug voll ein. Um den Platz neben dem Spanier kämpfen Necat Aygün und Christopher Schindler, dazu stehen mit Kai Bülow und Grzegorz Wojtkowiak weitere Spieler im Kader, die innen verteidigen können. Der Abgang von Jonatan Kotzke (nach Regensburg) schmerzt daher nicht.
Prognose: Hier tut sich im Sommer nichts - es sei denn, einer der Erstligisten, denen immer wieder Interesse an Schindler nachgesagt wird, macht Ernst.
AUSSENVERTEIDIGUNG
Antonio Rukavina hat den Verein verlassen. Seinen Platz wird wohl Grzegorz Wojtkowiak (28) übernehmen, der auch innen verteidigen kann. Links ist die Sache nicht ganz so klar: Obwohl Arne Feick (24) und Philipp Steinhart (19) zur Verfügung stehen und auch Schindler nach außen rücken kann, wünscht sich Trainer Reiner Maurer noch einen Neuen. Schließlich stehen Stefan Buck, Dauer-Patient Benjamin Schwarz und Allrounder Collin Benjamin nicht mehr unter Vertrag.
Prognose: Ein Linksverteidiger wird noch verpflichtet - allerdings kein ganz großer Name, sondern einer, der sich einen offenen Kampf mit den Konkurrenten liefert. Ein Thema ist Olivier Veigneau (FC Nantes).
DEFENSIVES MITTELFELD
Kai Bülow, Daniel Bierofka, Dominik Stahl sowie der eigentlich offensivere Maximilian Nicu und Nachwuchsmann Liridon Vocaj: So heißen aktuell die Kandidaten für die Doppel-Sechs. Doch hier soll noch einer kommen - ein Ballverteiler mit Top-Format. Enis Alushi (nach Kaiserslautern) ist von der Liste, Andreas Ottl (Hertha BSC lässt ihn wohl ziehen) steht weiterhin drauf, allerdings hat der Ex-Bayer auch Anfragen aus der Bundesliga vorliegen (u.a. Augsburg). Martin Lanig (1. FC Köln), dessen Name im Rheinland mit den Löwen in Verbindung gebracht wird, geht wohl zu Eintracht Frankfurt. Mit Christian Tiffert (1. FC Kaiserslautern) hat man sich in der Vergangenheit nur vage beschäftigt. Er ist mit 30 Jahren wohl auch zu alt für eine Verpflichtung.
Prognose: Ein zentraler Mittelfeldspieler kommt noch - wahrscheinlich einer mit Bundesliga-Erfahrung und dem Zeug, auf Anhieb Stammspieler zu sein und das Team zu führen.
OFFENSIVE AUSSENBAHN
Hier ist der Aderlass am größten: Mit Stefan Aigner (Eintracht Frankfurt) und Not-Linksaußen Djordje Rakic (Ziel unbekannt) gehen zwei Stammspieler, auch Sandro Kaiser und Bobby Wood stehen nicht mehr zur Verfügung. Wer bleibt übrig? Maximilian Nicu, Daniel Halfar, Sebastian Maier und Korbinian Vollmann. Zu wenig.
Aigner wird nicht nur als Sympathieträger, sondern auch als Wirbler und vor allem als Torschütze fehlen. Deshalb buhlen die Löwen um Top-Spieler wie den hochveranlagten und erstligaerfahrenen Robert Mak (1. FC Nürnberg).
Prognose: Ein erfahrener Mann kommt als Aigner-Ersatz. Dazu folgt noch ein Außenspieler, der auch im Sturm spielen kann. Dieser hätte Thomas Bröker werden sollen, doch der 1. FC Köln grätschte den Blauen in den aussichtsreichen Verhandlungen dazwischen. Bisher nur vage ein Thema ist Stefan Nijland (NEC Nijmegen).
[size=200]STURM
Auch hier klemmt's enorm. Der Abgang von Kevin Volland (nach Hoffenheim) schmerzt, auch die zweite Reihe lichtet sich: Bobby Wood geht wohl, Markus Ziereis' Zukunft ist noch offen, Daniel-Toni Jais ist eher für die Reserve eingeplant.
Heißt: Kapitän Benny Lauth ist derzeit der einzige Stürmer, mit dem fix für den Profi-Kader geplant wird. Insofern dürfte Hinterbergers Kandidatenliste lang sein. Allerdings: Gute Stürmer kosten Geld. Und jemand von der Qualität Vollands ist nicht erschwinglich. Namen sind bisher kaum durchgesickert - Goran Karanovic (Servette Genf) ist einer davon, Bröker musste gestrichen werden. Vielleicht ringen sich die Löwen ja doch noch zu Aristide Bancé (Al-Ahli Dubai) durch. Kontakt gab es.
Prognose: Ein Angreifer kommt als Volland-Ersatz. Dazu holen die Blauen noch einen Offensiv-Allrounder, der sowohl auf den Flügeln, als auch im Angriffszentrum agieren kann - einen Typen wie Rakic also, nur technisch besser und handlungsschneller. Ein dritter Mann - ein Nachwuchsspieler mit Potenzial - wäre ebenfalls sinnvoll.