Dreijahres-Vertrag an der Grünwalder Straße: "Moritz ist für uns ein Führungsspieler"
VON OLIVER GRISS
Von großen Namen träumen die Fans beim TSV 1860, in den Fan-Foren wurde sogar über Michael Ballack diskutiert - jetzt haben die Bosse an der Grünwalder Straße nach dem Polen Grzegorz Wojtkowiak den nächsten Neuzugang präsentiert: Moritz Volz verstärkt in der kommenden Saison die Löwen-Abwehr. Der 29-Jährige wechselt ablösefrei vom FC St. Pauli an die Grünwalder Straße und unterschrieb einen Vertrag bis 30. Juni 2015. Hinterberger gibt Gas!
Am Millerntor konnte sich Volz nicht über einen neuen Kontrakt einigen. „Wir sind froh, dass wir Moritz für unser Team gewinnen konnten. Er ist ein routinierter Spieler, der unsere Defensive sofort verstärken wird. Bereits in jungen Jahren konnte er große Erfahrungen in England sammeln. Davon profitiert er bis heute, bringt starke fußballerische Qualitäten und eine ausgezeichnete Mentalität mit", lobt Florian Hinterberger. Trainer Reiner Maurer verspricht sich ebenfalls viel: „Moritz ist für uns ein Führungsspieler, zweikampfstark und absolut zuverlässig. Zudem ist er in der Abwehr flexibel einsetzbar, da er sowohl auf der linken als auch auf der rechten Außenverteidigerposition zum Einsatz kommen kann."
Moritz Volz, der in zwei Jahren nur 23 Spiele für St. Pauli absolviert hat, freut sich auf sein neues Umfeld in München: „Ich habe für drei Jahre unterschrieben. Das war mir sehr wichtig, weil ich glaube, dass wir in dieser Zeit einiges bewegen können. Das wurde schon in der letzten Saison eingeläutet und ich bin jetzt froh, hier etwas mit gestalten zu können."
Volz hatte 2007 noch einen Marktwert von 3,5 Millionen Euro, mittlerweile ist der auf 750.000 Euro (transfermarkt.de) gesunken. Jetzt liegt es an Volz und Trainer Maurer, diesen Wert wieder nach oben zu jazzen…
Neu-Löwe Volz: Mit 16 saß er schon bei Günther Jauch
Nach dem Wechsel zu Arsenal 1999 war das damalige Abwehrtalent im Fokus der Presse: "Oh Gott, war mein Vater peinlich"
VON OLIVER GRISS
Moritz Volz und 1860 – eine Beziehung, die nicht nur sportlich passen könnte…
Zumal der Neu-Löwe, der ablösefrei vom Hamburger Millerntor kommt und für drei Jahre bei den Löwen unterschrieben hat, eine bewegte Vergangenheit vorweisen kann: Langweilig ist etwas anderes. Warum? Mit 16 wechselte der gebürtige Siegener zum FC Arsenal – und genau diese Erfahrungen hat Volz in einer im März 2012 erschienenen Autobiografie nun verfasst – mit dem Titel: "Unser Mann in London".
Darin schildert der heute 29-jährige Volz, dass der Wechsel 1999 nach England ihn mehr als überforderte und er dem Druck nicht gewachsen gewesen ist. Der Verteidiger (http://www.volzy.com) schreibt: "Von Kinderhandel sprach der Jugendsekretär des Deutschen Fußball-Bundes, als Arsenals Werben um mich bekannt wurde. Ein unmoralisches Angebot nannte es der Jugendkoordinator meines Clubs Schalke 04. Wenn er ein anständiger Junge ist, bleibt er in Deutschland, bleibt er daheim, hörte ich von allen Seiten. Nur die Jugendlichen und Kinder sagten: Arsenal, echt cool."
Der Hype um den damals 15-jährigen Volz ging sogar so weit, dass das Abwehr-Talent eine Einladung von Günther Jauch in dessen Talkshow bekam: "Ich saß in meinem grauen Anzug von der Schulfeier neben meinem Vater, und er redete die meiste Zeit für mich. So wie es wohl bei den meisten 15-Jährigen gewesen wäre", schreibt Volz: "Zur öffentlichen Meinung allerdings passte das Bild, das wir abgaben, perfekt: Der Vater verkauft ihn. Heute hätte ein Jugendlicher in meiner Situation einen professionellen Agenten an seiner Seite. Mein Vater und ich dagegen nahmen nahmen nur meinen kleinen Bruder Konni mit zu den Gesprächen mit Schalkes Manager Rudi Assauer. Als mein Vater irgendetwas von den Spielern der Schalker Profi-Elf erzählte, überkam mich neben ihm das Gefühl, das wohl fast jeder als ständigen Begleiter aus der Pubertät kennt: Oh Gott, war mein Vater peinlich. Er verwechselte vor Assauer konsequent die Vornamen der Schalker Spieler.
Volz hat was zu erzählen – und darauf freuen sich nicht nur die Fans, sondern auch der Münchner Boulevard. "The Guardian" schrieb in seiner Ausgabe vom 18. August 2006 über Volz: "Er ist ein Deutscher mit Sinn für Humor, mehr noch: Er ist ein deutscher Fußballer mit Sinn für Humor." Eine Eigenschaft, die 1860 sehr gut gebrauchen kann…
Showmaster kontra Neu-Löwe: Probleme mit Bohnen auf Toast – wie kommt der 29-Jährige mit den Weißwürsten in München klar?
VON OLIVER GRISS
Langweilig war's in den letzten Jahren nicht beim TSV 1860. Aber meist hatte das nur damit zu tun, weil sich der Verein als Komödienstadel präsentiert hat. Jetzt aber sorgt ein Löwen-Profi endlich mal wieder außerhalb des Fußballplatzes für interessanten Gesprächsstoff an der Grünwalder Straße: Der Wechsel von Moritz Volz zum TSV 1860 – und der ehemalige England-Legionär bringt jede Menge bunte Geschichten mit…
Am kommenden Montag wird der 29-Jährige, der ablösefrei vom Millerntor kommt, den Löwen-Fans beim Start der Sommer-Vorbereitung präsentiert: Und der blaue Anhang kann sich schon darauf einstellen, dass Volz eine Menge zu erzählen hat – was mit seiner bewegten Vergangenheit zu tun hat.
Mit zarten 16 wechselte Volz als Super-Talent von Schalke zum FC Arsenal – und hatte in England Trainer wie Arsene Wenger oder Roy Hodgson. Das und mehr erzählte Volz in der Talkshow von Stefan Raab. Der Showmaster sprach ihn mehrmals mit "Martin Volz" an. Aufhänger der Einaldung war Volz' Autobiografie: "Unser Mann in London".
"Das schwierigste war für mich", verriet er Raab, "sich an die Bohnen auf Toast zu gewöhnen." In München wird's auch nicht einfacher, dort muss er sich an Weißwurst und Radi gewöhnen…