Am Freitag hatte der TuS Erndtebrück die Gelegenheit, sich einmal überregional ins Gespräch zu bringen. Der FC Schalke 04 gastierte beim Oberligisten.
Nach dem 6:0-Sieg des siebenmaligen Deutschen Meisters und Champions-League-Teilnehmers gab es aber nur noch ein Thema - zumindest für die Bild-Zeitung. "Brutalo-Foul an Afellay - der Torwart-Treter ist Dortmund-Fan", titelte die Online-Redaktion am Sonntag, um am Montag noch einmal nachzulegen: "Torwart: 'Natürlich ziehe ich durch!' - Dortmund-Fan tritt Schalke-Star Afellay um." Gemeint war Jannick von der Heiden. Ungestüm und offensichtlich vollkommen übermotiviert war der Erndtebrücker Keeper nach 52 Minuten gegen die spektakuläre S04-Neuverpflichtung Ibrahim Afellay zu Werke gegangen. Nach dem ihn der Niederländer schon ausgespielt hatte, setzte von der Heiden noch einmal nach und senste den Profi von hinten um.
"Das war unter aller Würde"
Das Siegener Leimbachstadion war außer sich, rund 5000 Zuschauer pfiffen den Schlussmann des TuS nach seiner Attacke gnadenlos aus - bis TuS-Trainer Peter Cestonaro ein Einsehen hatte und den 22-Jährigen nach 65 Minuten vom Platz holte. "Das war unter aller Würde", tadelte Cestonaro seinen Spieler danach umgehend, schließlich sei auch der Underdog bei solch ungleichen Duellen stets daran interessiert, möglichst verletzungsfrei zu bleiben.
Doch auch von der Heiden gab ein Interview - darin rechtfertigte sich der Schlussmann nicht nur für sein überhartes Einsteigen, sondern ließ noch einen weiteren Satz fallen. "Kann gut sein", antwortete er auf die Frage, ob bei der Aktion eine Rolle gespielt habe, dass sein Herz schwarz-gelb schlägt.
Die Empörung beim Schalker Anhang ist nun noch größer als ohnehin schon. Aufgebrachte Fans der Königsblauen machen ihrem Ärger im Internet Luft und verfassen Kommentare, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lassen. Ein sogenannter "Shitstorm" prasselte schließlich auch auf das Facebook-Profil von der Heidens ein, das am Montagnachmittag daraufhin gesperrt wurde.
Peter Cestonaro, haben Sie beim Montagstraining wie angekündigt noch einmal mit Jannick von der Heiden gesprochen?
Ja und da sind so viele Sachen gewesen, die angesprochen werden mussten. Da ist einmal dieses Riesenfoul, das mit Fußball eigentlich nichts mehr zu tun hat. Dann liegt der Spieler neben ihm und man hätte sich entschuldigen können - doch auch das ist nicht passiert, was mich sehr geärgert hat. Das Interview im Anschluss kommt dann noch hinzu. Er hat alles verkehrt gemacht, was man falsch machen kann, aber dafür muss er jetzt gerade stehen. Ich glaube, er hat völlig falsch eingeschätzt, was er da gemacht hat.
Was heißt das genau?
Er wird bis auf Weiteres nicht mehr spielen, ist also suspendiert. Das habe ich jetzt erstmal so entschieden, denn wir können nicht so tun, als wenn das in Ordnung gewesen wäre. Weitere Konsequenzen müssen reiflich überlegt sein, die brechen wir nicht übers Knie.
Der TuS Erndtebrück ist nun in den Schlagzeilen - aber nicht im positiven Sinne.
Genau das ist das Problem. Der ganze Verein hat sich unheimlich auf den Tag gefreut, alles war super, das Wetter hat mitgespielt, die Kulisse war riesig - und jetzt gibt es diese größere Geschichte, die ein echter Wermutstropfen ist.
Schon direkt nach dem Spiel haben Sie von der Heidens Aktion mit klaren Worten angeprangert.
Da gibt es auch nichts schönzufärben. Auch wir Amateure wollen schließlich, dass sich keiner verletzt und dann muss man sich sowas mitangucken, was nun auch ein bisschen auf den Verein zurückfällt. Der Afellay, der kommt von Barca und als Fußball-Fan kann man nur mit der Zunge schnalzen, wenn man den spielen sieht. Das wäre extrem bitter gewesen, wenn er sich dann bei solch einem Spielchen schwer verletzt hätte.