Im Champions-League-Spiel zwischen dem FC Nordsjælland und Schachtjor Donezk sorgt der Brasilianer Luiz Adriano für einen doppelten Eklat - weil er sich zwar an die Regeln des Fußballs hält, aber die des Fairplay mit Füßen tritt. Erst nutzt er einen Schiedsrichterball zu einem beschämenden Tor. Dann verhindert er, dass seine Teamkollegen diese Unsportlichkeit wieder gutmachen. Die Spieler des FC Nordsjælland konnten es nicht fassen. Die Fans im Kopenhagener Parken Stadion pfiffen. Doch Schiedsrichter Antony Gautier konnte nichts machen. Das Tor von Luiz Adriano zählte. Nachdem die Fußballwelt in der Vorwoche über das sensationelle Fallrückziehertor von Zlatan Ibrahimovic gestaunt und über den bizarren Elfmeterfehlschuss von Neymar gelacht hatte, schüttelt sie nun den Kopf über den ersten Treffer von Schachtjor Donezk beim 5:2 (2:2)-Sieg im Champions-League-Gruppenspiel gegen Nordsjælland.
Das Tor zum 1:1 von Luiz Adriano ist bislang der größte Aufreger dieser Champions-League-Saison - weil sich der Brasilianer in der 26. Minute zwar an die Fußballregeln hielt, aber die des Fairplay mit Füßen trat. Nach einem Schiedsrichterball wegen der Verletzung eines dänischen Spielers wollte Schachtjors Willian den Ball zurück zu Nordsjælland spielen und schoss ihn deshalb in die Hälfte der Dänen, in Richtung des von Keeper Jesper Hansen gehüteten Tors. Soweit so üblich im Fußball. Nur: Hansen erreichte das Spielgerät nicht, weil sich Adriano den Ball schnappte, auf den überraschten Torwart zulief, ihn umdribbelte und unter den gellenden Pfiffen der Zuschauer ins leere Tor zum 1:1 einschoss. Die fassungslosen Verteidiger von Nordsjælland versuchten gar nicht, den Brasilianer aufzuhalten, wie ein YouTube-Video zeigt: http://www.youtube.com/watch?v=waloFHGRMdI
"Er hat es einfach nicht kapiert"
"Ihr Angreifer hat es einfach nicht kapiert", sagte Nordsjælland-Kapitän Nicolai Stockholm nach der Partie verbittert: "Ich habe auf meine Armbinde gesehen, und dort steht etwas von Respekt. Aber ich muss sagen, dass wir davon nicht viel gesehen haben." Die Dänen prostierten und bedrängten den Torschützen nach seiner skandalösen Aktion, doch der zuckte nur mit den Schultern. Da Adriano beim Rückspiel von Willian nicht im Abseits gestanden hatte, blieb Schiedsrichter Gautier trotzdem nichts anderes übrig, als den Treffer anzuerkennen. Von seinen Teamkollegen wurde der Brasilianer nur beschämt abgeklatscht.
Doch damit nicht genug der Unsportlichkeit. Direkt nach Wiederanpfiff gab es im Team von Schachtjor offensichtlich Uneinigkeit, ob man den Gastgebern aus Gründen des Fairplay einfach wieder die Führung ermöglichen sollte. Also ließ man Nordsjælland-Kapitän Nicolai Stockholm zunächst unbedrängt Richtung Tor dribbeln, ohne ihn anzugreifen, bis Stockholm der Ball doch noch vom Fuß gespitzelt wurde - nachdem ausgerechnet Luiz Adriano seine Mitspieler wild gestikulierend zum Eingreifen aufgefordert hatte.
"Wir dachten, sie würden uns ein Tor erlauben", kommentierte Stockholm die Szene: "Die eine Hälfte des Teams wollte, die andere wollte nicht." Nordsjællands Sportdirektor Jan Laursen sagte nur, er hoffe sein Sohn sei bei Adrianos Tor bereits im Bett gewesen und habe den unwürdigen Treffer nicht gesehen.
Schachtjors Trainer Mircea Lucescu verzichtete darauf, den umstrittenen Torschützen nach seiner groben Unsportlichkeit auszuwechseln und ermöglichte ihm damit zwei weitere Treffer. Nordsjælland ging zwar nach dem unfairen Ausgleich durch Kasper Lorentzen (30.) noch einmal in Führung, doch danach trafen nur noch die Gäste, je zweimal durch Willian (44./50.) und Adriano (53./81.). Durch den 5:2-Erfolg zogen die Ukrainer vorzeitig ins Achtelfinale ein. Die Dänen stehen als Gruppenletzter fest.