Berlin - Hertha-Abwehrspieler Lewan Kobiaschwili hat im Rückblick auf seine ablaufende Sperre die vergangenen fast sieben Monate als «schlimmste Zeit meiner Karriere» bezeichnet.
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In einem Interview mit dem «Berliner Tagesspiegel» blieb der 35-jährige Fußball-Profi aus Georgien bei seiner Version, Schiedsrichter Wolfgang Stark beim Relegations-Rückspiel gegen Fortuna Düsseldorf (2:2) nicht attackiert zu haben.
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Herthas Levan Kobiashvili hat seine Sperre abgesessen. Foto: Sebastian Kahnert
«Wenn der Schiedsrichter sagt, ich hätte ihn geschlagen und sein Linienrichter das bestätigt, welche Chance hätte ich denn da vor Gericht gehabt?», fragte Kobiaschwili rhetorisch und begründete damit seine Aussage vor dem DFB-Sportgericht und der Staatsanwaltschaft Düsseldorf, in denen er geständig war.
Er habe die Hertha-Spiele, in denen er fehlen musste, «heruntergezählt», sagte Kobiaschwili. «Nach außen hin habe ich versucht, stark zu sein. Es ist gut, dass 2012 endlich vorbei ist».
Kobiaschwili ist überzeugt, dass er sich einen Stammplatz beim Tabellenzweiten der 2. Bundesliga zurückerobern kann. «Ich habe noch von keinem Trainer Geschenke bekommen; wenn ich gespielt habe, dann, weil ich das verdient habe. Wenn wir aufsteigen und ich noch mal in der Bundesliga spielen darf, bin ich glücklich», sagte der Rückkehrer.
230 Tage sind seit dem skandalösen Relegationsspiel bei Fortuna Düsseldorf vergangen, nach dem Kobiashvili Schiedsrichter Wolfgang Stark im Kabinentrakt einen Faustschlag versetzt haben soll. Lediglich in einem Testmatch gegen Herthas U23 durfte «Kobi» Anfang August etwas Spielpraxis sammeln, ansonsten hieß es: trainieren, trainieren, trainieren - um am Spieltag doch wieder nur zuzuschauen. Rückblickend spricht der 35-Jährige von der «schlimmsten Zeit seiner Karriere».
Zumindest in den Übungseinheiten wollte der Routinier seiner Vorbildfunktion gerecht werden. Wer ihn auf dem Schenckendorffplatz beobachtete, sah einen stets motivierten Profi. Trainer und Kollegen lobten oder kritisierten seine Aktionen wie bei jedem anderen Teammitglied, doch spätestens nach dem Training wurde klar, dass der frühere Mannschaftskapitän nur dabei ist, statt mittendrin. Während die Kollegen den Medienvertretern Rede und Antwort standen, ging Kobiashvili mit gesenktem Kopf Richtung Kabine. «Nach außen hin habe ich versucht, stark zu sein», erklärte der Defensiv-Allrounder, «innerlich sah es manchmal anders aus.»
Wenn Hertha am 3. Januar in die Vorbereitung startet, hat der Abwehr-Stratege endlich wieder eine Perspektive. Große Hoffnungen auf eine schnelle Rückkehr in die Startelf macht sich Georgiens Rekordnationalspieler jedoch nicht. Auf seiner angestammten Position hat sich Youngster Fabian Holland zu einem souveränen Linksverteidiger entwickelt, im defensiven Mittelfeld sind Peter Niemeyer und Peer Kluge gesetzt. Trotzdem hat Kobiaschwili einen Traum: Noch einmal in der Bundesliga zu spielen. «Auch wenn es nur ein einziges Spiel sein sollte, hat es sich schon gelohnt», meint er.
Dass es vor sieben Monaten in Düsseldorf zu einem absichtlichen Schlag gegen Schiri Stark gekommen sei, bestreitet Kobiashvili bis heute. Vor dem DFB-Sportgericht und der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft, bei der Stark Anzeige wegen Körperverletzung erstattet hatte, gab der Berliner seine Schuld jedoch zu - aus Angst vor einer noch längeren Sperre. Um eine Strafe wäre er ohnehin nicht herumgekommen, so sei «das Ganze wenigstens vorbei». Anders Kobiashvilis Karriere, sein Vertrag läuft noch bis 2014. Bis dahin will er für einen würdigen Abschluss seiner Karriere sorgen, denn «ein solches Ende», sagt er nach 15 Jahren Bundesliga, «habe ich nicht verdient.»