München - Nach einer wahren Mammutsitzung bei 1860 stellten sich Dieter Schneider und Otto Steiner der Presse. Demnach wird Sven-Göran Eriksson verpflichtet: das Pressegespräch im Protokoll.
Nach einer fast siebenstündigen Sitzung stellten sich in der Nacht zum Dienstag um kurz vor 3 Uhr 1860-Präsident Dieter Schneider und der e.V.-Aufsichtsratsvorsitzende Otto Steiner der Presse.
Otto Steiner: Erst mal Entschuldigung, dass es so lange gedauert hat. Es ist nicht von unserer Seite künstlich herausgezögert worden. Wir haben jetzt noch mit Hamada Iraki und Hasan Ismaik kommuniziert über das, was heute Abend besprochen und beschlossen wurde. Vorab: Ich glaube, es war eine positive und gute Nacht für 1860. Es hat sich gelohnt, dass wir lange diskutiert haben. Wir haben einen Kompromissvorschlag von Hasan Ismaik und Hamada Iraki auf dem Tisch gehabt. Den haben wir ausführlich diskutiert. Der Aufsichtsrat hat diesen Kompromiss ohne Gegenstimme gebilligt und einige Sachen gemäß der 50+1-Regel modifiziert und auch diskutiert und besprochen und gegenseitig bereits abgenommen. Das heißt: Auch Hamada Iraki und Hasan Ismaik haben dem Kompromissvorschlag, den wir jetzt am Schluss entworfen haben, zugestimmt. Wir haben eine Einigung erzielt.
Was für ein Kompromiss ist das?
Steiner: Das Wichtigste, was Sie wohl am meisten interessiert, ist wohl die Trainerfrage. Der Aufsichtsrat ist einverstanden, dass Sven-Göran Eriksson zum Trainerstab von 1860 hinzustößt. Alexander Schmidt wird Trainer bleiben. Robert Schäfer ist beauftragt, in den nächsten Tagen mit beiden Gespräche zu führen und die Aufgabenverteilung zu klären. Er wird sowohl mit Eriksson, als auch mit Schmidt reden. Ob das nächste Woche als Gespann losgeht oder übernächste, das wird sich in den Gesprächen zeigen.
Was heißt das für Florian Hinterberger?
Steiner: Das heißt gar nichts für Florian Hinterberger. Dieses Thema ist heute nicht weiter vertieft worden.
Wird Eriksson Trainer oder Sportdirektor?
Steiner: Die beiden (Eriksson und Schmidt, Anm. d. Red.) bilden ein Trainerteam.
Dieter Schneider: Das Ganze wird von Robert Schäfer mit den beiden Herren besprochen werden, um es einvernehmlich so zu regeln, dass es vernünftig läuft.
Hatten Sie schon Kontakt mit Sven-Göran Eriksson?
Steiner: Wir haben ihn direkt nicht gehabt. Robert Schäfer ist heute beauftragt worden, genau den aufzunehmen. Wir gehen davon aus, dass er die Gespräche in dieser Woche auch abschließt mit beiden.
Werden die Millionen vom Investor gezahlt, so wie es von Vornherein angedacht war?
Steiner: Der Dreijahresplan, wie er aufgestellt wurde, hat weiterhin Gültigkeit, und wir werden ihn weiter gemeinsam verfolgen.
Gibt es denn eine Sicherheit, dass die Zahlungen, die vereinbart worden waren, auch fließen?
Steiner: Die Vereinbarung, die wir heute getroffen haben, dieser Kompromissvorschlag, ist von beiden Seiten unterschrieben worden. Deswegen gibt es jetzt eine schriftliche Vereinbarung.
Wie schwer war es denn, dass es zu einer Zustimmung kam?
Steiner: Wir haben lange diskutiert, weil es sehr viele Feinheiten gab. Wir haben geprüft, ob die Formulierungen mit der DFL vereinbart sind und haben einige Modifizierungen vorgenommen. Wir haben diese Formulierungen im Laufe des Abends ausgetauscht über Kolumbien (dort ist Hamada Iraki derzeit, Anm. d. Red.) nach Arabien kann man sagen an Herrn Ismaik. Deswegen hat es so lange gedauert mit den ganzen Feinformulierungen.
Was hat die Sitzung hinsichtlich neuer Spieler gebracht?
Steiner: Da greifen wir jetzt nicht den Gesprächen zwischen Robert Schäfer und Herrn Eriksson und Herrn Schmidt vor. Das müssen sie untereinander klären. Wir gehen davon aus, dass es da bis nächste Woche zu Verständigungen kommt.
Sollte am Dienstag nicht schon ein neuer Stürmer vorgestellt werden.
Schneider: Davon ist mir nichts bekannt.
Haben Sie jetzt mehr Geld im Winter zur Verfügung?
Schneider: Wir haben das Geld nach dem Dreijahresplan, der nun weitergelebt wird.
Letzte Woche hat es nicht so ausgesehen. Wie froh ist man als Präsident, dass es mit der Verständigung geklappt hat?
Schneider: Das war ja unser Ziel. Ich habe Sie da um Geduld bitten müssen. Es ist selbstverständlich, dass in solchen Fragen der Aufsichtsrat diskutiert und alle Sachstände erfährt und durchzuwerten. Insofern sind wir einen ganzen Schritt weitergekommen.
Wenn man alles Revue passieren lässt: Es hatte schon den Anschein von Machtspielchen. Fühlen Sie sich jetzt so, dass Sie nachgeben mussten? Wie interpretieren Sie die aktuelle Situation?
Schneider: Nein. Ich habe mich immer dagegen gewehrt, es als Machtspielchen zu bezeichnen. Dass Emotionen hochkochen, ist ohnehin ganz normal im Fußball. Wenn zwei Kulturen zusammentreffen, ein bisschen mehr. Letztendlich stand die Sache immer im Vordergrund. Keine der beiden Seiten hat letztlich einen Sieg oder eine Niederlage davongetragen. Der einzige, der verlieren hätte können, wäre der Verein gewesen. Ich denke, wir haben es in unserer kompletten Verantwortung so hingekriegt, dass wir vernünftig weiterarbeiten können.
Hat es schon einen Austausch zwischen Ihnen und Herrn Ismaik gegeben, nachdem er nach der letzten Versammlung doch etwas forsch vom Platz gefahren ist und Sie zuvor als "alten Mann" bezeichnet hatte?
Schneider: Nein, aber das wird sicherlich in allernächster Zeit in irgendeiner Form der Fall sein. Wir werden enger kommunizieren als das in der Vergangenheit der Fall war.
Steiner: Herr Ismaik hat eine Einladung ausgesprochen, dass eine Delegation bei ihm zu Hause in Abu Dhabi willkommen ist. Wir werden auf alle Fälle in den nächsten Wochen zu ihm reisen, um dort auch mal Gespräche zu führen. Allein als Geste der Zusammenarbeit werden wir Ihn besuchen und dort eine Art Workshop machen, wir wir gemeinsam die Zukunft gestalten.
Hat man vielleicht ein bisschen hinzugelernt, dass es mit den kulturellen Unterschieden etwas schwieriger ist?
Steiner: Wir haben uns heute alle an die eigene Nase gefasst, dass es in den letzten eineinhalb Jahren sicherlich nicht optimal gelaufen ist. Einer der Punkte ist, dass wir auf unseren Partner zugehen müssen, die Gespräche suchen und auch mal den heimischen Boden verlassen müssen. Insofern kann man sagen: Ja, man hat auch aus solchen Punkten gelernt, dass man es nicht erst zu Eskalationsstufen kommen lassen darf, bevor man gemeinsam reagiert, sondern dass man es vorher klärt. Egal wo, in welchem Land.
Der neue Vertrag ist von beiden Seiten unterschrieben?
Steiner: Es ist kein Vertrag. Es gilt nach wie vor unser Kooperationsvertrag, der unterschrieben ist. Was wir heute abgeschlossen haben, ist eine Art Gentleman's Agreement untereinander, das ist ratifiziert von beiden Seiten, ja.
Es wäre von Ihnen wohl niemand auf die Idee gekommen, Sven-Göran Eriksson zu holen. Fühlen Sie sich da ein bisschen über den Kopf hinweg behandelt?
Steiner: Über den Kopf hinweg behandelt nein. Wir hätten uns gewünscht, dass man die Gespräche mit uns über das Thema früher gesucht hätte, als das Thema Eriksson aufkam. Es war doch relativ kurzfristig, dass es bei uns angekommen ist. Am Ende glauben wir aber auch, dass guter Wille dahinter steckt, dem Verein etwas zu schenken, einen Trainer zu bringen mit einer großen Erfahrung, die er ja unstrittig hat. Wir hoffen, dass sich Eriksson und Schmidt bei der Zusammenarbeit, die jetzt geplant ist, gegenseitig in ihren Fähigkeiten befruchten. Das wäre unser Wunsch, wenn es dazu jetzt kommt.
Es war zu lesen, dass Alexander Schmidt sich nicht als Co-Trainer sieht.
Steiner: Wir haben ja gesagt, dass Alex Schmidt Trainer bleibt. Bei den Einzelheiten dieser Kooperation bitten wir Sie, die nächsten Tage abzuwarten und die Gespräche, die Robert Schäfer führt. Wir gehen davon aus, dass es in den nächsten Tagen zum Ergebnis kommt.
Kann man damit rechnen, dass Eriksson mit in die Türkei ins Trainingslager reist?
Steiner: Das kann ich nicht sagen, weil ich den Zeitplan von Herrn Eriksson nicht kenne. Wir wissen auch gar nicht, wo er sich gerade aufhält, wohl in Schweden. Robert Schäfer ist beauftragt, ihm hinterherzureisen oder ihn zu bitten, herzukommen, damit Gespräche geführt werden.