Weinen um die große Liebe Übermittelt von Oliver Griss auf 18. Januar 2013 – 21:39 10 Kommentare
Berichtet seit 20 Jahren ueber 1860: Oliver Griss. VON OLIVER GRISS
Wissen Sie wie es ist, wenn ein 58-jähriger Mann von einer Sekunde auf die andere plötzlich der Verzweiflung, den Tränen nahe ist? Nein? Heute habe ich diesen Moment im 1860-Mannschaftshotel "Voyage" in Belek hautnah erlebt und mitgefühlt: Als der 1860-Fan im Bademantel und Löwen-Schal (!), der aussieht wie ein Rocker aus den 60ern, die Nachricht der Eriksson-Absage übermittelt bekam, sackte er zusammen. Er war sprachlos und paralysiert. In diesem Augenblick machte er mit sich aus: Nichts wird mehr wie früher sein. Das Weinen um die große Liebe. Wie im Super8-Streifen blitzen die großen 1860-Momente durch seinen Kopf: Meisterschaft 1966 mit Radi, Wiederaufstieg 1977, Meppen, das Riedl-Siegtor gegen Bayern – und Leeds.
Erinnerungen für die Ewigkeit – weil die große Liebe, Deutschlands größter Intrigantenstadl, nicht mehr die Schönheit und den Glanz von früher hat. Bei 1860 geht`s schon lange nicht mehr um Tore, Typen, Titel & Triumphe, sondern darum, wie man seine Mitspieler in den eigenen Reihen am besten aussticht und den Klub in aller Öffentlichkeit blamiert. Darin sind die Löwen schon Champions League. Der Höhepunkt der Peinlichkeit: Selbst mit Geschenken von Hasan Ismaik geht Sechzig nicht respektvoll um. Undankbarkeit ist Trumpf! Erst rettet der Multi-Millionär großzügig den Klub – und dann wird sein weltbekanntes Mitbringsel SGE auch noch madig gemacht…
Die Posse um Sven-Göran Eriksson, der der vergilbten Marke 1860 wieder ein wenig mehr Glanz vermittelt hätte können, ist die Spitze des berühmten Eisbergs. Hatte der Altmeister von 1966 am vergangenen Dienstag auf sanften Druck von Ismaik noch Vollzug mit dem "geilen Sven" vermeldet, macht der Klub nur DREI Tage später den Salto rückwärts und verkündet den geplatzten Deal mit Beckhams ehemaligen Trainer. Mit dieser Botschaft hat sich der Verein zur größten Lachnummer in Fußball-Deutschland gemausert. Ist ja auch ein Titel.