Anhänger des polnischen Zweitligisten Polonia Bytom zünden Bengalos in der MBS-Arena. (Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung / youtube)
Von Steffen Engesser
Bereits kurz nach Turnierbeginn ist klar, das Masters in der mit 1.500 Zuschauern gefüllten MBS-Arena in Potsdam wird kein normaler Hallenkick. Die Angst vor einer gewaltsamen Konfrontation von Hooligans des polnischen Zweitligisten Polonia Bytom und Fans der U23-Mannschaft von Dynamo Dresden überschattet früh das Turnier. Trauriger Höhepunkt: Anhänger von Tennis Borussia Berlin müssen die Veranstaltung vorzeitig verlassen, weil die Polizei ihre Sicherheit nicht mehr gewährleisten kann.
Zudem sorgen die rund 120 Fan-Chaoten von Bytom für ein abruptes Ende der Veranstaltung, als sie kurz nach Beendigung des Endspiels Bengalos zünden und so den Feueralarm auslösen. Die Zuschauer müssen daraufhin die Halle verlassen, die Siegerehrung fällt ins Wasser.
Einige Stunden zuvor überwiegt bei den Zuschauern noch die Vorfreude auf das Turnier. Das Potsdamer Hallenmasters findet zum 18. Mal statt. Das Teilnehmerfeld kann sich sehen lassen. Unter anderem treten die Teams des SV Babelsberg 03, die U 23 von Dynamo Dresden, TeBe Berlin und eben auch der polnische Zweitligist aus Bytom an.
Die Stimmung kippt, als die Anhänger von Polonia Bytom die Arena am Luftschiffhafen erreichen. "An der Halle bot sich ein eindeutiges Bild. Geschätzte 80 bis 100 Bytomer Fans waren gerade am Einlass. Wir wurden sofort mit an Deutlichkeit nicht zu übertreffenden 'Kopf-ab-Gesten' begrüßt", berichtet Augenzeuge und TeBe-Fan Denis Hardt. "Jeder Gang zur Toilette geriet zum Sicherheitsrisiko"
Rund eine Stunde nach Start des Turniers sorgen Fans von Dynamo Dresden für zusätzlichen Zündstoff. Während der ersten Spiele verschaffen sich rund 120 Dresden-Anhänger Zugang zur Halle, was die Situation zusätzlich verschärft. "Jeder Gang zur Toilette oder generell außerhalb unseres Blocks hinter dem einen Tor geriet so zum Sicherheitsrisiko", sagt Hardt.
Aufgrund der gereizten Stimmung entschließen sich die Sicherheitsbeauftragten die Situation zu deeskalieren. "Während der ersten Partie von TeBe empfahl uns die Polizei die Halle zu verlassen, da man unsere Sicherheit aufgrund der Situation mit zwei nicht-friedlichen Fangruppen nicht gewährleisten kann. Dem sind wir nachgekommen und sind als Gruppe komplett wieder abgereist", erinnert sich Hardt. Foto-Show im Überblick Ex-Bundesligastars im Amateurfußball
zur Foto-Show 4 von 17 Bildern Polizei hat Fan-Chaoten im Griff
Dank des Eingreifens der Polizei und der Ordnungskräfte können die gewaltbereiten Dynamo-Anhänger schließlich unter Kontrolle gehalten werden. "Die Polizei hat wirklich super reagiert, die Lage überblickt und so verhindert, dass es zu Ausschreitungen kommt", sagt Veranstalter Sven Thoß.
Nach einer guten Stunden ziehen die Dynamo-Fans unverrichteter Dinge wieder ab. "Mitten im Spiel der Dresdner sind die Chaoten gegangen. Da geht es nicht um Fußball, sondern nur um Randale", stellt Thoß klar. Erst im Nachgang wurde den Verantwortlichen klar, warum die Dynamo-Fans in die Halle kamen. Die Fanlager der polnischen Klubs von Kattowitz und Polonia sind verfeindet. Dresden ist hingegen mit Kattowitz befreundet.
Nach dem Abgang der Dresdner sorgen die Fans aus Polen für unschöne Szenen auf den Rängen. Kurz nach Beendigung des Endspiels zünden die Hooligans Bengalos. Vor der Siegerehrung springt der Rauchmelder an. Die Zuschauer werden daraufhin gebeten die Halle zu verlassen. Veranstalter will Strafanzeige stellen
Thoß will die Vorfälle nicht auf sich beruhen lassen. Der Veranstalter stellt klar: "Ich werde Strafanzeige stellen gegen diese Leute." Die Chancen, die Krawallmacher ausfindig zu machen, stehen nicht schlecht. "Wir haben eine Videoüberwachung in der gesamten Halle. Die Polizei hat wohl gesehen, wer die Bengalos gezündet hat", sagt Thoß.
Auch für die TeBe-Fans hatte der Organisator nach dem turbulenten Tag noch Zeit. Der Veranstalter entschuldigte sich nach den Vorfällen mit einem Forumsbeitrag bei den Anhängern. "...Es tut mir außerordentlich leid, wie das alles gelaufen ist! Ich werde natürlich die gezahlten Eintrittsgelder zurücküberweisen und hoffe, dass ich damit wenigstens ein bisschen Wiedergutmachung betreiben kann!", postete Thoß im TeBe-Forum.