Meidert: “Neues Stadion? Ich tue mir schwer, die Fans anzulügen”
Der Baldhamer Unternehmer will Präsident des TSV 1860 werden: Er will eine Versöhnung mit dem Investor – und mit Ex-Profis wie Miller und Hofmann einen Freundeskreis bilden
VON OLIVER GRISS
Nein, noch ist Erich Meidert (57) vom 1860-Aufsichtsrat nicht angehört werden – und wird das wohl auch nicht mehr. Die Kontrolleure, allen vorran Aufsichtsratboss Otto Steiner, meinen, dass der Unternehmer aus Baldham nicht 1860-kompatibel ist. Während Meidert am Sonntagabend im "Blickpunkt Sport" nicht unbedingt beim Löwen-Publikumpunkten konnte, sprach er offen und ehrlich im Online-Magazin schnell.jung.seriös über:
seinen 30-Punkte-Plan: "Es ist ein Maßnahmen-Bündel, das sowohl kleine als auch große Maßnahmen beinhaltet. Eine kleine Maßnahme wäre vor allem, dass man den e.V. wieder stärkt, zum Beispiel durch die hauptberufliche Einstellung eines Geschäftsführers für den e.V., damit 20.000 Mitglieder wenigstens einmal einigermaßen betreut werden. Das ist für mich ein wesentlicher Punkt."
die Zusammenarbeit mit Hasan Ismaik: "Man muss sich mit dem Investor versöhnen, weil einfach auf beiden Seiten unglückliche Dinge passiert sind. Und wir müssen schauen, dass es sportlich wieder vorwärts geht, das war bis jetzt Stillstand und Rückschritt. Wenn er die Chance sieht, dass sein Investment Früchte trägt, indem es wenigstens sportlichen Erfolg bringt, ist er ja auch glücklich."
die Nachwuchsarbeit: "Ich sage zum Beispiel, man soll den e.V. stärken und Geld in den Nachwuchs investieren. Wir haben zwar eine gute, breite Nachwuchsarbeit, aber in der Spitze haben wir nicht mehr die Talente wie früher. Das müssen wir wieder gezielt fördern, da brauchen wir gute, individuelle Trainer. Aber da müssen wir investieren, in die Trainerausbildung, in die Nachwuchsausbildung nicht nur in die Breite, sondern auch Spitzentrainer und Spitenspieler fördern. Das braucht natürlich ein gewisses Investment, das dann aber auch wieder zurückkommt."
ein mögliches Comeback von Dieter Schneider: "Am liebsten würde ich ihm anbieten, dass er im Aufsichtsrat eine wesentliche Position übernimmt. Die Erfahrung und Fähigkeiten von Dieter Schneider schätze ich schon. Er hat wirklich sein Bestes gegeben, aber du kannst als Präsident niemals alles alleine machen, sondern brauchst viele gute Hände. Und Dieter Schneider ist sicher ein sehr wertvoller Mensch für 1860."
das Einbinden von Ex-Stars wie Miller oder Hofmann: "Sie werden sich in einen Freundeskreis einbezogen, wo man sich immer wieder kritisch hinterfragt. Ich wünsche mir ein vernetztes Denken und Handeln. Ich will, dass solche Leute wirklich an einen rankommen und konstruktive Vorschläge einbringen. Und zwar nicht nur im Stadion, sondern, dass man sich wirklich einmal im Monat an einem Abend zusammensetzt und mit Sport-Experten einfach über die Mannschaft diskutiert. Das ist für mich ein Erfolgsrezept, dass man sein eigenes Tun immer von Experten kritisch hinterfragen lässt."
die Stadionfrage: "Wenn ich pleite und ein Bettler bin, dann fällt es mir schon ganz schwer, jetzt etwas von einem eigenen Stadion zu sagen. So, wie wir erstens Investoren behandeln und zweitens ein Verein sind, der am Tropf hängt und ums Überleben betteln muss, da muss ich schon sagen es tut mir leid. Aber wir müssen erst einmal schauen, dass wir diese entwürdigende Situation, dass wir einen Nehmer-Verein sind, loswerden. Natürlich ist und bleibt ein eigenes Stadion das Ziel. Aber der Mietvertrag der Allianz Arena läuft noch 12 Jahre. Ich tue mir sehr schwer bei dem Gedanken, wenn ich ein Bettler und pleite bin und noch dazu Investoren abschrecke, die Fans dann mit einem eigenen Stadion anzulügen. Das tut mir leid, aber das bringe ich nicht übers Herz. Ich kann nicht vorsätzlich Schwachsinn erzählen."
die Arbeit von Schäfer, Schmidt & Hinterberger: "Da sage ich jetzt nichts dazu. Ich sehe nur in den letzten zwei Jahren keinen großen Fortschritt. Letztes Jahr zu diesem Zeitpunkt hatten wir 51 Punkte, jetzt sind es 43. Man muss alles immer kritisch hinterfragen."