München - Nach Hasan Ismaiks Appell, die 50+1-Regel zu überdenken, hat DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig reagiert. Zudem irrt der Investor nach tz-Informationen in einem Punkt.
Gut eine Woche haben die Löwen noch Zeit. Bis zum 23. Mai müssen Geschäftsführer Robert Schäfer & Co. bei der DFL 2,1 Millionen Euro an Liquidität nachgewiesen haben. Ansonsten drohen Sanktionen bis hin zum Lizenzentzug.
Investor Hasan Ismaik setzt auf die Angst der Fans. In einem Interview mit münchen.tv forderte der Jordanier den Anhang offen zum Umsturz auf: „Ich appelliere an die Fans: Ihr müsst euch zusammentun, um diese Bande (Schäfer, Otto Steiner, im Grunde sämliche aktuellen Funktionsträger, d. Red.) aus dem Verein zu treiben. Sie haben den Klub von der ersten in die zweite Bundesliga gestürzt.“
Nun, für den Abstieg 2004 waren zwar weder Schäfer noch Steiner, sondern vielmehr ein gewisser Wildmoser, ein gewisser Auer und ein gewisser Götz verantwortlich, die Spieler nicht zu vergessen, doch diese Namen werden Ismaik nicht viel sagen. Ebenso wenig wie ihm bei seinem Einstieg vor zwei Jahren die tiefere Bedeutung der 50+1-Regel klar gewesen sein dürfte. „Selbstverständlich“ war er zum Zeitpunkt seines Anteilskaufs nicht tief genug in der Materie drin, gab der Investor in besagtem Interview zu.
Gemäß Ismaiks Logik heißt die Konsequenz: Weg mit der Regel! „Ich appelliere an die DFL, zu überdenken, ob es richtig ist, so viel Geld zu investieren und nur so wenig Mitspracherecht im Verein zu haben“, meinte der Jordanier allen Ernstes bei münchen.tv.
Die Antwort aus Frankfurt kam am Dienstag. DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig sagte gegenüber der tz: „Ich gehe davon aus, dass sich jemand, der so viel Geld in einen Klub investiert, mit den Spielregeln vertraut gemacht hat. Wir haben bei der DFL nichts gegen Investoren, im Gegenteil: Jeder, der Geld in den Kreislauf bringt, ist herzlich willkommen, auch Herr Ismaik. Investoren kennen die Spielregeln und sollten sich dran halten.“
Bei Ismaik ist das nicht zu erwarten. Er fordert die ganze Macht bei 1860: „Ich will die Chance, dass ich den Verein für fünf Jahre manage.“ Und falls Schäfer die Lizenz für die kommende Saison aus eigener Kraft stemmen sollte? Auch dann wird Ismaik kaum von seiner Strategie abweichen. „Sie werden nächstes Jahr fünf Millionen brauchen, im übernächsten Jahr sieben Millionen. Sie können keine Darlehen aufnehmen ohne die Zustimmung des KGaA-Aufsichtsrats. Und da habe ich den Vorsitz.“
Hier freilich irrt der Investor. Schäfer braucht für Darlehen nach tz-Informationen lediglich die Zustimmung des Präsidiums. Und in e.V.-Angelegenheiten will sich Ismaik – offiziell zumindest – nicht einmischen…