Bad Häring - "Ich brenne immer noch": Auch mit 37 Jahren verfolgt Torhüter Gabor Király hohe Ziele – nicht nur mit dem TSV 1860.
Gabor Király gibt immer Vollgas
Auch im Training ist Gabor Király die Ruhe selbst. Dabei zieht Kurt Kowarz, der Torwarttrainer, aus sechs, sieben Metern wuchtig ab. Seine Volleyschüsse fliegen genau auf sein Gegenüber. Doch der Mann mit den unvermeidlichen grauen Schlabberhosen steht da, als handle es sich um ein Kinderspiel. Nur kurz bewegen sich seine Hände, zack, und schon scheint der Ball in seinen Torwarthandschuhen festzukleben. Dann der nächste Scharfschuss, und wieder – zack – entschärft Király die Kugel quasi im Handumdrehen. So geht das minutenlang im Stadion von Kirchbichl/Tirol, Ball um Ball zischt ihm vor die Brust, vors Gesicht. Doch der 1,92 m große Keeper steht da wie ein Fels, unerschütterlich; auch nicht einen winzigen Augenblick lang scheint seine Konzentration, seine Fangsicherheit nachzulassen. 37 Jahre zählt Király nun schon, er ist der mit Abstand der Älteste des Teams. Aber auch im 41. Trainingslager seiner Karriere setzt er offensichtlich alles daran, akribisch an Form und Fitness zu feilen. „Ich haue voll rein. Ich brenne immer noch“, sagt Király bei der Presserunde in Bad Häring.
Zwanzig Jahre ist es nun her, dass der Ungar bei seinem Heimatverein Szombathely als 17-Jähriger sein Profidebüt gab, und obwohl er es inzwischen auf imposante 572 Punktspiele gebracht hat (u. a. für Hertha BSC, Crystal Palace, Aston Villa, Burnley und 1860), wird er des Bällefangens offenbar nicht müde. Seine letzte Saison war sogar eine seiner besten. In 34 Partien kassierte Király nur 31 Tore, in der kicker-Rangliste schaffte er es auf Platz 2 der Zweitliga-Torhüter. Der eiserne Oldie bewährte sich als Muster an Beständigkeit, war der große Rückhalt einer Mannschaft, die ansonsten unter ihren Möglichkeiten blieb. Für den Torhüter aber kein Grund, mit seinen Kollegen kritisch ins Gericht zu gehen. „Ich weiß nicht, woran es gelegen hat“, sagt Teamplayer Király zum klar verpassten Aufstiegsziel. An seiner persönlichen Ambitionen hat sich aber auch durch das erneute Scheitern nichts geändert. Vor seinem fünften Spieljahr für 1860 sagt er: „Ich versuche für die Mannschaft da zu sein, die gleiche Leistung wie letztes Jahr zu präsentieren.“
Király, kann sich auch gut vorstellen, noch über diese Saison hinaus bei den Sechzigern im Tor zu stehen. Seine unvermindert stabile Motivation beschreibt er so: „Ich kann immer noch nicht verlieren.“ Davon profitiert auch die ungarische Nationalmannschaft. Király, mit 89 Länderspielen Rekordkeeper seines Landes, hat zwar Konkurrenz bekommen, aber in den Schlüsselpartien der WM-Qualifikation vertraute Nationaltrainer Sandor Egervari doch stets auf den Routinier. So kam Király sowohl zuhause gegen Rumänien (2:2) als auch in der Türkei (1:1) zum Einsatz und trug dazu bei, dass sich die Ungarn immer noch Hoffnungen machen können. Gruppenzweiter sind sie nach sechs von zehn Spielen. 1986 war Ungarn letztmals bei einer WM vertreten. Seither stelle sich – ganz ähnlich wie bei 1860, wie Király meint – immer wieder die bange Frage: „Schaffen wir es diesmal?“
Schon vorentscheidend, so Király, könnte die nächste Partie bei Rumänien (6. September) sein, das als Gruppendritter nur einen Punkt weniger hat. „Dort müssen wir gewinnen“, sagt der Nationalkeeper, für den die WM in Brasilien der Höhepunkt seiner Karriere wäre. Király gibt sich durchaus optimistisch: „Vielleicht klappt es ja endlich.“ Worte, die auch auf 1860 gemünzt sein könnten. --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------