München - Nach der 1860-Heimpleite wird es eng für Trainer Alexander Schmidt. Florian Hinterberger gibt sich diplomatisch, die Äußerungen von Peter Helfer und Robert Schäfer klingen etwas anders.
Alexander Schmidt auf dem Weg in die Katakomben nach Abpfiff
Alexander Schmidt saß wie paralysiert auf seinem Trainersessel. Der Offenbarungseid seiner Mannschaft in der zweiten Halbzeit traf den Löwen-Trainer ins Mark. Als Schiedsrichter René Rohde dem grausamen Kick um 20.20 Uhr schließlich ein Ende bereitete und der SV Sandhausen einen verdienten 2:0-Sieg feierte, war der Löwen-Trainer schon durch die Bodenklappe in den Bauch der Arena verschwunden.
Zum letzten Mal als Profitrainer des TSV 1860?
Die Frage muss erlaubt sein nach diesem „Hilferuf der Mannschaft“, wie es Vizepräsident Peter Helfer in der Business-Etage des Stadions formulierte. Der Stellvertreter des noch bis Ende nächster Woche in Dänemark urlaubenden Gerhard Mayrhofer war „geschockt“ von der Darbietung der 1860-Profis. „Diese Leistung war katastrophal“, sagte Helfer. „So was hab ich schon lange nicht mehr gesehen. Mit vier Stürmern auf dem Platz hatten wir in der zweiten Halbzeit keine einzige Torchance!“
Viel gefährlicher waren die Löwen allerdings auch im ersten Durchgang nicht gewesen. Die 15100 Zuschauer sahen die gewohnte Melange aus Ideenlosigkeit und mangelnder Präzision. Dazu bestraften die Sandhäuser die Inkompetenzen im blauen „Abwehrverbund“ konsequent. Bei beiden Gegentoren war die Deckung der Sechziger entblößt. Das 0:1 durch den aufgerückten Abwehrmann Hübner (11. Minute) resultierte aus einem Achenbach-Freistoß, Jovanovic’ 0:2 aus einer Flanke des ungestörten Schauerte. Viel schlechter kann man als Profimannschaft nicht aussehen.
Dabei hätte es schon früher 0:2 stehen können. Yannick Starks Tackling gegen Jovanovic war ein glasklarer Elfmeter, Schiedsrichter Rohde sah’s nicht. So schien zur Pause zumindest noch nicht alles verloren. Schmidt brachte Friend und Wood für Tomasov und Adlung, gefährlich wurde allerdings nur der Gegner. Am Ende waren die Löwen mit dem 0:2 gegen den bislang in dieser Saison noch sieglosen SVS gut bedient.
Und was sagte Schmidt? "Das war eine schlechte Leistung. Man kann sich nur entschuldigen bei den Fans", sagte der Löwen-Trainer nach der Partie. In der Pressekonferenz wirkte er gefasst: „Vielleicht waren wir unter der Woche zu ungeduldig, haben nur von der Offensive und Stürmertoren gesprochen und deshalb heute nicht unsere Balance gefunden.“ Und weiter: „Wir wollten mit Gewalt was erreichen und das geht nicht. So eine Leistung darf nicht passieren. Ich muss die Mannschaft aufbauen. Wir haben keine pomadigen Jungs.“
Sportchef Florian Hinterberger gab sich diplomatisch: „Der Trainer bleibt. Wir machen keine sinnlosen Aktionen, aber wir sind in einer problematischen Phase.“ Bei Geschäftsführer Robert Schäfer klang’s etwas anders: „Alle müssen sich hinterfragen, auch die Mannschaft, die in der zweiten Halbzeit eine unterirdische Leistung gebracht hat. Das müssen wir erstmal verdauen.“ Vizepräsident Helfer scheint da schon weiter zu sein: „Mayrhofer hat uns alle Freiheiten gegeben.“ Klingt nicht beruhigend für Schmidt.