Mayrhofer: “Ismaik? Da hat permanente Ausgrenzung stattgefunden”
Die “SZ” im exklusiven Schulterschluß-Interview mit Löwen-Boss und Noor Basha: “Das System 1860 ist krank und kostet viel Energie” – Bilanz liegt beim Bundesanzeiger – Halfar-Verkauf ein Fehler
VON OLIVER GRISS
Es ist ein Novum in der 1860-Geschichte -und war von einigen Wochen noch undenkbar: Gerhard Mayrhofer und Investoren-Vertreter Noor Basha beim GEMEINSAMEN Exklusiv-Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Damit demonstrieren Beide einmal mehr den Schulterschluss. Miteinander statt Gegeneinander heißt das neue Zauberwort an der Grünwalder Straße. “Mayrhofer ist modern, versteht Business, Fußball und das Konzept einer Partnerschaft”, lobt Basha den neuen Ober-Löwen: “Bei allem Respekt vor den vorherigen Präsidenten: Wir haben 2013, also müssen wir flexibler sein. Ich war optimistisch, als ich sah, wie er auf der Mitgliederversammlung auftrat. Wie er geredet hat und mit den Menschen umgegangen ist. Sein Auftreten macht ihn speziell. Mayrhofer ist stark in seinen Entscheidungen, ein Klub wie 1860 braucht einen starken Präsidenten.” In der “SZ” spricht Mayrhofer über:
das System 1860: “Es ist krank. Es ist keine Organisation, in die man reingeht und sich sofort aufgenommen fühlt. Das gibt es ja anderswo, Organisationen, wo man hineinkommt und merkt, die sind ziemlich mit sich im Reinen. Das ist hier nicht so. Das System hier ist relativ anstrengend, es kostet viel Energie. Mir ist auch klar, dass wir noch eine längere Reise vor uns haben.”
den Leistungscharakter bei 1860: “Ich habe zu Beginn der Amtszeit gesagt, dass jeder in verantwortungsvoller Position bitteschön seine Leistungsbilanz überprüfen soll. Dass wir einen Neustart brauchen, ist vollkommen klar. Der Fußball müsste im Kern von allem stehen, das tut er aber nicht immer. Es gibt sehr viele Strömungen, viel Zerrissenheit.”
Schäfers Rückzug: “Fakt ist, dass Herr Schäfer sein Amt niedergelegt hat. Ich bin einer, der für eine Kultur der Offenheit einsteht. Letztlich hat er dieses Zeitungsinterview gegeben, von dem wir nichts wussten. Wir mussten irgendwie damit umgehen. Es geht nun darum, einen Auflösungsvertrag zu verhandeln, da kann ich nicht über Details reden. Welche KGaA hinterlässt er? Er war alleiniger Geschäftsführer in einer KGaA, in der alles relativ zentral auf ihn ausgerichtet gewesen ist. Das liegt in der Natur der Organisation. Ob das eine glückliche Organisation ist, muss man sehen. Aber die Hinterlassenschaft ist nicht erfolgreich, wie wir sehen. Ich hab manchmal das Gefühl, hier wird seit Jahren darüber geredet, was sein soll. Und nicht über das, was ist. Momentan ist der Zustand der, dass wir Mittelklasse in der zweiten Liga sind. Das ist die Realität. Aus dieser Durchschnittlichkeit müssen wir raus. Als Verein, nicht nur als Mannschaft. Es soll wieder Spaß machen, Löwe zu sein.”
die fehlende Bilanz für 2011/2012: “Sie liegt beim Bundesanzeiger, sie sollte bald veröffentlicht sein.”
die neue Zusammenarbeit mit Ismaik: “In der Vergangenheit wurde über den Geldgeber gesprochen. Ein Plan wurde vereinbart und gesagt: So, jetzt überweis mal, wir machen was draus! Wir wollen eine andere Zusammenarbeit. Wir wollen den Klub miteinander entwickeln. Die KGaA gehört mehrheitlich Hasan Ismaik, mit 60 Prozent. Ob uns diese Realität gefällt oder nicht. Das Präsidium Schneider hat diese Anteile verkauft, auch das ist eine Realität. Der Verkauf ist passiert, und am nächsten Tag wurde so getan, als sei er gar nicht passiert. Nun müsse man sich gegen Ismaik aufstellen. Da hat permanente Ausgrenzung stattgefunden.”
die Rolle des e.V.-Verwaltungsrats: “Es gibt keinerlei unterschiedliche Meinung, was wir tun, im Präsidium. Auch mit Noor Basha stimmen wir uns ab. Wenn Sie auf den Verwaltungsrat anspielen, muss man differenzieren. Der Verwaltungsrat des e.V. ist nicht der der KGaA. Da ist es oft zu Verwechslungen gekommen. Ich bin sehr glücklich, dass Sigi Schneider der Verwaltungsratsvorsitzende ist. Wir arbeiten mit ihm offen und gut zusammen. Es hat eine Änderung in der Haltung gegenüber unserem Mehrheitsanteilseigner gegeben. Das ist der einzige Weg, den wir gehen können. Sich aufzustellen gegen jemanden, dem der Verein mehrheitlich gehört, ergibt keinen Sinn.”
die schlechte Außendarstellung: “Wir sind nicht die Quelle des täglichen Pressekomödienstadls. Was teilweise geschrieben wird, ist unglaublich. Kürzlich wurde von „Luschen“ geschrieben. Das war verletzend. Da stelle ich mich vor die Mannschaft. Ich akzeptiere auch nicht, wenn es heißt, der Präsident bettelt um Zuschauer. Wenn wir so ein Niveau erreichen, habe ich ein Problem. Wer glaubt, dass dieser Wahnsinn, der da medial erzeugt wird, keinen Einfluss auf die Mannschaft hat, der täuscht sich. So etwas wie die Sache mit den Luschen verunsichert die Jungen. Aus solchen Nummern müssen wir raus. Ob mir das gelingt? Keine Ahnung. Ich nehme diesen Kampf gerne an. Ich habe keine Angst vorm Verlieren.”
den Halfar-Abschied: “Es war ein Fehler, ich hätte ihn nicht verkauft.”