Olaf Bodden: "Ich lasse mich im Bett ins Stadion schieben" Maximilian Wessing, 19.10.2013 00:00 Uhr
Olaf Bodden im August mit 1860-Präsident Gerhard Mayrhofer. Foto: imago
Der Ex-Löwen-Stürmer ist schwer erkrankt. Am 10. November gibt es ein Benefizspiel für ihn. Alle Stars haben zugesagt, der 45-Jährige ist tief gerührt: „Das ist für mich sehr, sehr emotional”.
München - An seiner Stimme ist die Tragödie nicht herauszuhören. Olaf Bodden (45) redet laut, klar, verständlich. Als wenn nichts sei. Doch sein chronisches Erschöpfungssyndrom lässt ihn leiden. Der ehemalige Löwen-Stürmer ist zu einem Pflegefall geworden, kann laut eigener Aussage nicht einmal mehr fünf Meter an einem Stück gehen. Seine Pflege kostet ihn einen vierstelligen Betrag pro Monat.
Nun bekommt Bodden von den Löwen aber endlich „die Hilfe, die er schon vorher verdient hätte”, wie es Präsident Gerhard Mayrhofer ausdrückt.
Am 10. November (18.15 Uhr, live auf Kabel1) steigt im Grünwalder Stadion ein Benefiz-Spiel für Bodden. „Ich hoffe, dass ich an dem Spiel teilhaben kann. Ich lasse mich im Krankenbett ins Stadion schieben und könnte dann halb liegend, halb sitzend das Spiel verfolgen”, sagt Bodden, der auf 49 Bundesligatore bei Hansa Rostock und 1860 kommt und vor dem Ausbruch seiner heimtückischen Krankheit kurz vor einer Berufung in die Nationalmannschaft stand.
Man merkt ihm an, wie viel ihm diese Hilfe bedeutet. „Das ist für mich sehr, sehr emotional. Ich finde es ganz toll, dass so viele ehemalige Spieler zugesagt haben.”
Für den Ex-Stürmer ist es dann auch eine Reise in die Vergangenheit. „Ich war damals ja beim letzten Spiel im Grünwalder Stadion dabei.” Im Juni 1995 war das. Die Löwen verloren am zweitletzten Spieltag gegen Kaiserslautern mit 1:3. Bodden wurde damals nach 56 Minuten ausgewechselt. Nun geht’s für ihn über 18 Jahre später zurück. „Ich und die anderen ehemaligen 1860-Spieler lechzen danach, mal wieder im Grünwalder Stadion zu spielen. Das ist ja unser Stadion”, sagt er.
Die Partie, die im Rahmen der „ran-Helden”-Reihe läuft, ist prominent besetzt. Man hat das Gefühl: Welche Löwen-Legende auch immer Boddens Kumpel Matthias Imhof, Jugendboss bei 1860, der das Spiel organisiert, angerufen hat, sie alle sagten zu. Rudi Völler, Thomas Häßler, Horst Heldt, Jens Keller, Thomas Miller, Thomas Riedl, Manni Schwabl, Davor Suker, Daniel Borimirow, Torhüter Michael Hofmann, Peter Pacult, Roland „Magic” Kneißl und Miki Stevic sind dabei. Trainiert werden die Löwen-Allstars von Boddens früherem Trainer: Kult-Coach Werner Lorant.
Auch die Live-Übertragung hat Imhof organisiert. „Ich habe sofort beim Geschäftsführer des Senders angerufen und ihn nach einer Übertragung gefragt. Er musste nicht einmal überlegen”, erklärt Imhof, der Bodden sehr nahe steht. „Er muss mehrere Tausend Euro monatlich selbst für Medikamente zahlen. Allein deshalb müssen wir ihn schon unterstützen", sagt Imhof, einer der Aufstiegshelden von einst.
„Jetzt gibt es ein Spiel für ihn, das es schon lange gebraucht hätte. Es ist ganz wichtig, für ihn etwas zu tun", meint Mayrhofer, der Boddens Kampfgeist sehr schätzt: „Ich wünschte, wir hätten mehrere Olaf Boddens bei uns im Verein.”
Der Leidensweg des 45-Jährigen begann 1997, als er seine Karriere beenden musste. Das Erschöpfungssyndrom ließ keinen (Leistungs-)Sport mehr zu. Sein Zustand verschlimmerte sich unentwegt, im November 2012 griff Bodden auf eigenen Wunsch deshalb zu einem Medikament, das in Deutschland gar nicht zugelassen war. Besser wurde es nicht, ganz im Gegenteil. Umso glücklicher ist er, dass ihm nun (endlich) geholfen wird. Die finanzielle Unterstützung – alle Einnahmen gehen an ihn – sind für Bodden aber sekundär. „Das Geld ist zweitrangig. Viel wichtiger ist eine gute Kulisse im Stadion.”
Nachdem die Löwen im August beim Fan-Fest ein Plakat von Spielern und Fans unterschreiben ließen und ihm dieses übergaben, merkten sie endgültig, wie nötig die Unterstützung ist. So meint Gerhard Mayrhofer: „Das ist das Positive in diesem Verein, solche Spieler nicht zu vergessen."