Ismaik: “Ich werde unseren Verein auf keinen Fall im Stich lassen”
Der Hauptgesellschafter des TSV 1860 meldet sich zurück – und lobt Präsident Mayrhofer
VON OLIVER GRISS
Viele Fans haben Angst vor dem finanziellen Kollaps des TSV 1860 – aber das müssen sie nicht, weil Gesellschafter Hasan Ismaik die Löwen nicht untergehen lässt. “Ich werde unseren Verein auf keinen Fall im Stich lassen”, versprach der Jordanier nun in einem Exklusiv-Interview mit der “tz”.
Lange hatte man Ismaik , der in den nächsten drei bis vier Wochen nach München kommen will, nichts gehört – jetzt spricht er Klartext: “Wir werden an Schlüsselpositionen neue Manager installieren.” Heißt wohl: Die Tage von Sportdirektor Florian Hinterberger dürften womöglich gezählt sein – und der Verein bekommt nach dem Abschied von Robert Schäfer auch einen neuen Geschäftsführer.
Auf Löwen-Boss Gerhard Mayrhofer hält der Geschäftsmann aus Jordanien große Stücke: “Er ist ein Profi mit Leidenschaft. Mein Wunsch nach partnerschaftlicher Zusammenarbeit wird zum ersten Mal erfüllt, und das stimmt mich sehr positiv und zuversichtlich für die Zukunft.” Traurig genug, dass diese Partnerschaft nach zweieinhalb Jahren das erste Mal zu leben beginnt…
Wohin geht die Reise des TSV 1860? Die tz interviewte den Mann, der es wissen sollte: Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik (37).
Herr Ismaik, wie bewerten Sie die Performance von 1860 nach zwölf Spielen?
Ismaik: Das sieht natürlich nicht wirklich gut aus momentan, aber man darf auch nicht vergessen, dass sich der Verein gerade in einem dringend nötigen Umstrukturierungsprozess befindet. Das führt natürlich zu Unruhe und Unsicherheit. Ich denke aber, dass wir im Laufe der Saison unsere Performance noch deutlich steigern können.
Was ist ein realistisches Ziel für den Rest der Saison?
Ismaik: Wie schon gesagt, ich glaube, dass wir uns noch deutlich steigern können, wenn unsere Maßnahmen beginnen zu greifen.
Was muss im Verein geändert werden, um den allgemeinen Abwärtstrend zu stoppen?
Ismaik: Ich denke, wir brauchen grundsätzlich mehr Professionalität im Verein. Das ist übrigens auch das, was das neue Präsidium seit seiner Wahl fordert.
Sie planen, innerhalb der nächsten drei bis vier Wochen nach München zu kommen. Welche Entscheidungen müssen bis dahin vorbereitet sein?
Ismaik: Wir werden uns zusammensetzen und die seit Längerem anstehende Hauptversammlung durchführen, intensive Gespräche zur Besetzung der offenen Geschäftsführer-Position führen und natürlich auch über die finanzielle Situation bezüglich der anstehenden DFL-Anforderungen sprechen.
Die Löwenfans sind beunruhigt bezüglich der nahen Zukunft ihres Klubs. Können Sie ihnen versprechen, dass Sie den entstandenen Fehlbetrag ausgleichen werden?
Ismaik: Ja, das kann ich. Ich werde unseren Verein auf keinen Fall im Stich lassen.
Was sind Ihre Bedingungen, um frisches Geld in den Verein zu investieren?
Ismaik: Es gibt keine Bedingungen. Das neue Präsidium macht ausgezeichnete Arbeit und wir werden an Schlüsselpositionen neue Manager installieren. Mein Wunsch nach partnerschaftlicher Zusammenarbeit wird zum ersten Mal erfüllt und das stimmt mich sehr positiv und zuversichtlich für die Zukunft.
Sind Sie der Meinung, dass ein neuer Sportdirektor nötig ist?
Ismaik: Ich glaube, wir brauchen Profis mit entsprechender Erfahrung an allen wesentlichen Stellen des Vereins. Ich überlasse es aber der Managementerfahrung des neuen Präsidiums, zu entscheiden, was für den Verein das Beste ist. Bei der Besetzung der Stellen entscheiden wir partnerschaftlich und ich denke, das ist mehr als normal im Geschäftsleben.
Wie viel Geld ist notwendig, um den Schritt in die erste Bundesliga zu schaffen?
Ismaik: Das sind die Fragen, die wir uns gemeinsam stellen müssen – bei meinem anstehenden Besuch in München. Dem möchte ich nicht vorgreifen. Klar ist aber auch, dass wir in die erste Bundesliga müssen, um unseren Verein auf eine solide finanzielle Basis zu stellen. Es gibt hervorragende Beispiele in der ersten Bundesliga, wie lukrativ es für alle Beteiligten sein kann. Das neue Präsidium und ich sind da absolut derselben Meinung. Da gibt es keine Differenzen.
Wie stehen Sie zum neuen Präsidenten Gerhard Mayrhofer?
Ismaik: Ich habe Herrn Mayrhofer zum ersten Mal vor ein paar Wochen in Abu Dhabi getroffen und wir haben uns auf Anhieb verstanden. Ich möchte an dieser Stelle meinem Vertreter Noor Basha ein großes Lob für seine hervorragende Arbeit aussprechen, da er derjenige war, der den Weg zwischen mir und dem neuen Vereinspräsidium durch seine professionelle und kluge Art geebnet hat. Es ist ein wohltuender Unterschied mit einem Menschen zu sprechen, der Partnerschaft lebt und ernst meint. Wir sprechen eine Sprache, wenn es um Geschäftliches geht. Herr Mayrhofer ist Profi durch und durch. Seine Leidenschaft für 1860 ist in allem spürbar und gleichzeitig versteht er auch die geschäftlichen Notwendigkeiten für den Verein umzusetzen. Ich glaube auch, in seinem Sinne sagen zu dürfen, dass unsere Beziehung ausgezeichnet ist.
Was hat sich seit Mayrhofers Wahl konkret verändert?
Ismaik: Eine ganz deutliche Veränderung zu den vorherigen Präsidien ist für mich Mayrhofers Bereitschaft zur Partnerschaft und sein Sinn für Realität. Wir sind zum ersten Mal an einem Punkt, wo gegenseitiges Vertrauen und ein gemeinsamer Wille zum Erfolg gelebt wird. Er hat schnell die Problemfelder erkannt und klare Entscheidungsgrundlagen geschaffen, so dass wir gemeinsam und schnell entscheiden konnten.
Fast zweieinhalb Jahre sind vergangen, seit Sie die 1860 KGaA mit ihrem Anteilskauf vor der Insolvenz bewahrt haben. Können Sie verstehen, wie frustriert die Fans über die aktuelle Situation sind?
Ismaik: Ich verstehe den Frust der Fans sehr gut, denn für sie geht es natürlich nur um den sportlichen Erfolg und dass ihr Verein respektiert wird. Wir gehen gerade durch einen schmerzvollen, aber notwendigen Prozess der Restrukturierung. Am Ende werden wir siegen und den TSV 1860 wieder dahin bringen, wo er hingehört: In die „Hall of Fame“ der ersten Bundesliga. Mein Appell an die Fans: Unterstützt Eure Löwen auch weiterhin, so wie wir das auch machen werden.
Die Gerüchte, dass Sie Ihre Anteile an 1860 am liebsten verkaufen würden, halten sich hartnäckig. Was können Sie dazu sagen?
Ismaik: Das sind Gerüchte von Menschen, die ein Interesse am Verkauf meiner Anteile haben. Ich bin Teil der Löwenfamilie und ich werde es auch bleiben.