München - Die Löwen als Aufbaugegner. Nach über einem Jahr ohne Auswärtssieg gelingt Dynamo Dresden beim TSV 1860 mal wieder ein Erfolg. Die Blauen müssen nach unten schauen.
Groß war die Enttäuschung bei den Löwen-Profis nach dem Schlusspfiff.
Glas halbvoll? Flasche leer! Als Schiedsrichter Christian Dingert die grausame Partie der Löwen abpfiff, brauste ein Jubelorkan aus der Süd(west)kurve durch die Arena. Die 10 000 mitgereisten Dresdner Fans bejubelten den 3:1-Auswärtssieg, die Löwenfans unter den offiziell 23 500 Zuschauern pfiffen sich die Seele aus dem Leib – sofern sie nicht schon auf ihre Mannschaft gepfiffen und den Nachhauseweg angetreten hatten.
„Wir sind jetzt mitten im Abstiegskampf“, sagte 1860-Trainer Friedhelm Funkel hinterher am Sky-Mikrofon. In der offiziellen Pressekonferenz meinte der Coach: „Ich bin vom Auftreten der Mannschaft in der ersten Halbzeit sehr enttäuscht. Wir haben nie zu unserem Spiel gefunden, individuelle Fehler gemacht, die Dresden brutal ausgenutzt hat.“ Dresden feiert ersten Auswärtssieg seit 20 Spielen
Beim 0:1 durch Poté in der zweiten Minute sahen Vallori und Bülow schlecht aus, direkt nach Valloris Kopfball zum Ausgleich (9.) patzte Stahl mit einem unfassbaren Ballverlust vor dem eigenen Strafraum. Dedic bedankte sich mit dem 1:2 (10.), dabei blieb‘s bis zur Nachspielzeit, ehe Aoudia einen von Hertner verschuldeten Foulelfmeter zum 1:3 versenkte.
Für Dresden war es der erste Auswärtssieg seit saisonübergreifend 20 Spielen, entsprechend froh war Trainer Olaf Janßen: „Wir wussten, dass 1860 Probleme nach Ballverlusten hat. Unser Konzept ist aufgegangen. Wir haben mutig gespielt, hoch verteidigt und die Fehler eiskalt ausgenutzt. Wir haben als Mannschaft funktioniert. Das ist der Weg, den wir beibehalten müssen.“ Löwen blamieren sich gegen Dresden - Bilder und Noten
Welchen Weg 1860 gehen wird? Derzeit erinnert einiges an die Saison 2005/06, als nach dem Maurer-Rauswurf mit Walter Schachner der Aufstieg gelingen sollte. Am Ende konnten die Löwen froh sein, dass sie sich vor dem Abstieg retten konnten. Highway to Hell statt Stairway to Heaven – ob sich die Geschichte wiederholt?
Fakt ist, dass Funkel mit sechs Punkten aus sieben Spielen schlechter dasteht als sein Vorgänger Alexander Schmidt. Fakt ist auch, dass es derzeit nicht viele Mannschaften gibt, die noch verunsicherter als 1860 daherkommen. Funkels Bestandsaufnahme: „Wir liegen im Moment ein stückweit am Boden. Aber wer mich kennt, der weiß, dass wir wieder aufstehen werden. Das ist eine schwere Situation, keine Frage, aber da müssen und werden wir jetzt durchgehen.“
Der weitgehend unsichtbare Benny Lauth blickte bereits nach vorn auf den kommenden Samstag. „Wir müssen in Bielefeld gewinnen, um Abstand herzustellen, damit wir mit Ruhe in die Länderspielpause gehen können. Sonst ist hier richtig Feuer drin“, sagte der Ex-Kapitän. Seine eigene Leistung ordnete er angenehm selbstkritisch ein: „Ich war nicht richtig im Spiel, wir haben mit vielen hohen Bällen gespielt.“
Blieb als Sofort-Analyst noch Gabor Király, der nach dem obligatorischen Phrasengewitter zu einem Reporter meinte: „Ob jeder gewinnen will, musst du jeden einzeln fragen. Ich will auf jeden Fall.“ Na dann...