Lorant: Kaderplaner bei 1860? “Spieler hole ich nicht aus dem Internet”
Am vergangenen Donnerstag war Werner Lorant (wird am Donnerstag 65) nach einem Jahrzehnt mal wieder in der 1860-Geschäftsstelle. Nein, nicht um einen Berater-Vertrag zu unterschreiben, sondern sich mit einem Weggefährten früherer Tage zu treffen: Mit Löwen-Trainer Friedhelm Funkel. Was Lorant seinem Nach-Nach-Nach-Nach-Nach-Nach-Nach-Nachfolger mit auf dem Weg gab? Zur “tz” sagte Lorant: “Der Kader ist einfach nicht gut genug, um aufzusteigen. Dabei hatte man immer wieder sehr gute junge deutsche Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, aber die wurden immer schnell abgegeben . Und die Spieler, die Jahr für Jahr geholt wurden, waren nicht besser, kosteten aber viel Geld.”
Ein typischer Fall von verfehlter Personalpolitik? Dass die Löwen mit Daten-Redakteur Carlos Leal nun einen Kaderplaner verpflichtet haben, darüber kann Lorant nur lachen: “Alles Blödsinn. Wozu habe ich einen Trainer und einen Sportdirektor? Spieler hole ich nicht aus dem Internet, sondern schaue sie selber an.”
Mehr Leidenschaft hätte sich Lorant von Funkel selbst erwartet: “Friedhelm ist ja kein Zauberer. Aber ich hätte angesichts der Tabellensituation über das spielfreie Wochenendde nicht so lange freigegeben (Funkel gab zweieinhalb Tage frei, d. Red.), sondern wäre vier Tage ins Trainingslager gefahren, wo ich die Spieler schön beinander habe. Und dann gäbe es nur eins: Trainieren, Trainieren, Trainieren.”
Bei seinem letzten Besuch bei 1860 hat Lorant natürlich auch die Tristesse an der Grünwalder Straße mitbekommen: “Da draußen herrscht ja absoluter Totentanz. Da sind nur noch ein paar Rentner, die zu meiner Zeit schon da waren, und sonst nichts.” Mit einem schnellen Aufstieg rechnet Lorant nicht mehr: “Ich glaube, das werde ich nicht mehr erleben. Und ich werde sehr alt…”