Wann immer mir Werner Lorant begegnet, sind die Begrüßungsworte dieselben: “Wie geht`s, Urlauber? Was hast Du wieder für einen S…. geschrieben? Seit mehr als einem Jahrzehnt geht das so. Typisch Lorant halt. Hart, aber herzlich. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass er sich bei seinem Geburtstags-Interview zum 65. auf seine Art mit einem Schalke-Profi vergleicht: “Kevin-Prince Boateng ähnelt mir vielleicht. Aber eigentlich gibt es meine gute Spielweise heute gar nicht mehr – und so tätowiert war ich auch nicht.” Oder auch sagt: “Und alle, die sagen, dass ich zu alt bin für Fußball, haben einen großen Denkfehler. Was ich sehe, werden die anderen nie lernen. Es reicht eben nicht Samstagabend auf das Ergebnis zu schauen. Fußball ist Arbeit, kein Gerede.”
Lorant war und ist ein Erlebnis: Auf dem Platz, neben dem Platz – und in seinem zweiten Wohnzimmer, im Löwenstüberl, wo er den Espresso runterschlürft wie andere Leitungswasser. Es ist jammerschade, dass so einer keine zweite Chance bei 1860 bekommen hat – und das nicht nur, weil er derjenige war, der den Verein in den Niederungen der drittklassigen Bayernliga aufgeweckt hat und gemeinsam mit Karl-Heinz Wildmoser bis in die Champions League-Qualifikation geführt hat. Lorant hat zu keinem Verein besser gepasst als zu 1860 – weil er den Klub verstanden hat wie kein Zweiter und ganz nebenbei auch noch Riesenerfolge an der Grünwalder Straße gefeiert hat.
Lorant verkörpert noch heute Sechzig, weil der Verein eben kein normaler Verein ist: Da hilft dir weder ein Jura-Studium noch ein Einser-Abitur, für die Löwen musst du geschaffen sein. Lorant hat diese Eigenschaft. Auch mit 65 noch.