Gerhard Mayrhofer hat es nicht einfach beim TSV 1860: Er wird an seiner Juli-Rede (“1860 braucht Rock´n Roll”) gemessen, in der er dem Löwen-Umfeld bessere Zeiten versprach. Freilich, die praktische Umsetzung ist für den wortgewaltigen Präsidenten schwieriger als gedacht – aber das liegt nicht an seinem Willen oder seiner Qualität, sondern in erster Linie an den Hinterlassenschaften von Ex-Geschäftsführer Robert Schäfer. Der TSV 1860 gleicht einer Großbaustelle – und zwar in allen Bereichen. Und das war Mayrhofer bei seinem Einstieg freilich nicht bewusst.
Eines ist klar: Mayrhofer kann nicht innerhalb kurzer Zeit alle Fehler korrigieren, die in jüngster Vergangenheit gemacht wurden. Schritt für Schritt gilt es eine neue Zukunft aufzubauen. Doch Mayrhofer kann mittlerweile erste kleine Erfolge für sich verbuchen, auch wenn sie für die Fans nicht auf dem Rasen sichtbar sind: Zum einen hat er das Verhältnis zu Hauptgesellschafter Hasan Ismaik – dank der Unterstützung von Noor Basha – wieder gekittet. Dass das keine Selbstverständlichkeit ist, hat eindrucksvoll die Vergangenheit gezeigt. Wann immer Ismaik offensichtliche Missstände bei 1860 anprangerte, wurde von Vereinsseite reflexartig auf die 50+1-Regel verwiesen. Aber nicht um den Verein, sondern in erster Linie sich selbst zu schützen.
Dass Hasan Ismaik jetzt mit einer Millionen-Zahlung den Verein gegenüber der DFL vor weiteren Peinlichkeiten erneut gerettet hat, spricht einmal mehr für Ismaik.
Aber auch für das neue Präsidium um Mayrhofer darf für sich einen Punktsieg verbuchen, mehr aber auch nicht. Zum Ziel, endlich Professionalität bei 1860 einkehren zu lassen, ist es noch ein langer und steiniger Weg. Erleichtert und beschleunigt werden kann dieser nur, wenn Mayrhofer schnellstmöglich einen erfahrenen und stress-resistenten Geschäftsführer vorstellt.