Wer sich intensiv mit dem TSV 1860 München beschäftigt, kennt die Spielereien, wenn’s um Macht und Moneten geht: Um den – oder die Rivalen zu outen, werden den Medien in schöner Regelmäßigkeit geheime Dokumente zugespielt. Diesmal veröffentlichte die “AZ” in Auszügen eine geheime Mail von Ismaiks Statthalter Hamada Iraki – mit brisantem Inhalt: “Es muss ein Neuanfang her, frisches Blut in den Verein. Sonst ist es bald zu spät.” Ein Schriftstück mit einer Rücktrittsaufforderung in Richtung Schneider. Tatsächlich geht’s den Protagonisten an der Grünwalder Straße nicht so sehr um Münchens große Liebe, sondern größtenteils um ihre eigene Präsentation. Und das schon seit Jahren. Eine Tatsache, die den Verein mehr und mehr lähmt. Turn- und Streitverein 1860: Viel Zoff, wenig Punkte. Die Leittragenden sind die Fans, dem größten Kapital des TSV 1860, wovon Löwen-Ikone Petar Radenkovic noch heute schwärmt. Doch wie lange tun sich die leidenden Anhänger den blauen Komödienstadel noch an? Früher hießen die Giesinger Alpha-Tiere Karl-Heinz Wildmoser oder Stefan Ziffzer. Mittlerweile im weiß-blauen Ring: Auf der einen Seite der smarte Geschäftsführer Robert Schäfer, der bekanntlich große Sympathien für die Investorenecke pflegt und ein gewiefter Kerl ist - auf der anderen: Klub-Oberhaupt Dieter Schneider, der sich als 1860-Prozent-Löwe verkauft, aber dem es auch gefällt – wie seinerzeit Wildmoser – die Hände der Fans zu schütteln. Die ARGE-Fanclubs lieben Schneider, feiern ihn als Retter des Klubs.
Doch wer ist wichtiger für 1860: Schneider? Schäfer? Eine gemeinsame Basis gibt’s für beide Streithähnen schon länger nicht mehr. Und man merkt es den beiden Funktionären auch an: Sie wirken abgekämpft. Schneider ist inzwischen so abgemagert, dass er nicht operiert werden darf – und der einstige Newcomer Schäfer? Wirkt seit Wochen geplättet, ausgemergelt – kräftig ist nur sein Dienstwagen, ein nagelneuer Aston Martin.
Wer hat jetzt die größeren Steherqualitäten: Schneider – oder doch Schäfer? Nach der Delegiertenversammlung vom Montag darf sich durchaus Schneider als Punktsieger fühlen. Doch wie lange? Bis zur nächsten pikanten Mail?