München - Bekanntlich sind die Löwen mal wieder intern zerstritten. Beide Antipoden, der Investor und die Führung des Zweitliga-Achten, sind sich uneins darüber, wer die als nötig erachteten Verstärkungen finanzieren soll.
Die arabischen Mitgesellschafter und Geschäftsführer Robert Schäfer fordern ein Modell, bei dem Hasan Ismaik der KGaA ein zinsloses Darlehen gewähren würde (und dafür 50 Prozent der Transferrechte erhielte, bis die Schuld beglichen ist). Das Präsidium um Dieter Schneider und der Aufsichtsrat lehnen eine Neuverschuldung kategorisch ab. Obwohl sich Chefkontrolleur Otto Steiner als Vermittler angeboten hat, ist keine Einigung in Sicht. Im Gegenteil: Die Fronten sind mehr als verhärtetet, und nicht wenige befürchten, dass vor lauter Knatsch überhaupt kein Transfer zustande kommt.
Was nicht bedeutet, dass die Sportliche Leitung ihre Hausaufgaben nicht erledigt. Wie unsere Zeitung erfuhr, hat sich Florian Hinterberger gestern Nachmittag mit einem Spielerberater getroffen, der einen interessanten Klienten vertritt: David Jarolim, 32, früherer tschechischer Nationalspieler (24 Einsätze), einst beim FC Bayern ausgebildet, die letzten acht Jahre eine feste Größe im Mittelfeld des Hamburger SV. Dort hat ihm Sportchef Frank Arnesen zu Wochenbeginn die Freigabe erteilt. Einem verdienten Profi wie dem Ex-Kapitän werde man „keine Steine in den Weg legen“, sagte der Däne. Bedeutet: Jarolim darf in der Winterpause wechseln, „ablösefrei“, wie Arnesen betont, was ihn nicht nur für den TSV 1860 interessant macht.
Obwohl es sportlich attraktivere Alternativen für Jarolim gibt (auch Augsburg und Düsseldorf bieten mit), rechnen sich die Sechziger eine gute Außenseiterchance aus, nach Collin Benjamin einen zweiten Routinier vom HSV zu übernehmen. Wichtiges Argument in den angelaufenen Gesprächen: Der Standort München, mit dem 1860 schon bei einigen in die Jahre gekommenen Profis punkten konnte (u.a. Bierofka, Kiraly, Lauth). „Die Frage ist, ob wir ihn uns leisten können“, sagt Hinterberger, „und ob Jarolim bereit ist, für ein Viertel seines gewohnten Gehalts zu spielen.“ Beim HSV verdiente der Tscheche 800 000 Euro netto im Jahr. Präsident Schneider klingt durchaus optimistisch: „Auch bei Benjamin ist es uns gelungen, dass er sich unserem Gehaltsgefüge anpasst.“
Sportlich, da sind sich Präsident und Manager einig, wäre Jarolim auf jeden Fall ein Gewinn. „Vom Spielertyp her würde er ideal passen“, sagt Hinterberger. Schneider, der schon länger beklagt, dass die Mannschaft zu brav ist („Uns fehlt eine Drecksau im positiven Sinne“), erklärte: „Jarolim ist ein Dauerläufer, der auf dem Platz den Ton und die Richtung vorgibt. Einer, der sich reinhängt bis zum Letzten auch mal dazwischenfegt, wenn es notwendig ist.“ Jarolim, schließt Schneider seine Lobeshymne, „würde unserer Mannschaft sehr gut zu Gesicht stehen“.
Schneider: „Jarolim ist ein Spieler, der auch mal dazwischenfegt.“
Heute jedoch, beim Derby in Ingolstadt, muss Reiner Maurer noch mit den vorhandenen Spielern auskommen. Immerhin: Necat Aygün hat seine Knieverletzung auskuriert und soll der Abwehr neuen Halt geben. Bis auf Daniel Halfar (Schambein) und Djordje Rakic (muskuläre Probleme) sind alle Spieler des Kaders gesund und frisch gestählt durch Maurers „Woche der Leiden“. Ziel: Natürlich ein Sieg. „Wichtig ist, dass wir in der Tabelle nicht weiter abrutschen und uns auf Platz sechs vorarbeiten“, sagt Maurer. Dass der Gegner mit neuem Trainer antritt (Oral löste Möhlmann ab), passt dem 1860-Coach nicht, insofern spricht er von einem „sehr schweren Auswärtsspiel“. Aber: Was ist bei den Löwen derzeit schon leicht?
1860: Hinterberger hat Jarolim auf der Liste Der 32-jährige Tscheche hat die Freigabe vom HSV
VON OLIVER GRISS
Momentan ist nicht davon auszugehen, dass Investor Hasan Ismaik im Winter in die Mannschaft des TSV 1860 groß investieren wird – zu sehr haben sich die beiden Parteien in den letzten Tagen voneinander entfernt. Und doch spekuliert der “Merkur” über eine Personalie, die für den schwächelnden Zweitligisten durchaus interessant klingt: Nachdem der neue HSV-Trainer Thorsten Fink dem tschechischen Ex-Nationalspieler David Jarolim (32) signalisiert hat, dass man für ihn keine Verwendung mehr habe und deshalb den HSV im Winter ablösefrei verlassen dürfe, könnte der Mittelfeld-Kämpfer (früher u.a. FC Bayern und 1. FC Nürnberg) für den TSV 1860 ein Thema werden. Sportdirektor Florian Hinterberger sagte dem “Merkur”: “Vom Spielertyp würde er ideal passen. Die Frage ist, ob wir ihn uns leisten können – und ob Jarolim bereit ist, für ein Viertel seines gewohnten Gehalts zu spielen.”
Die Löwen haben mit Tschechen meist gute Erfahrungen gemacht, schließlich war Roman Tyce, heute U17-Trainer bei der SpVgg Unterhaching, sogar 1860-Kapitän. Ist Jarolim der nächste Tscheche an der Grünwalder Straße?
Der 30-jährige Verteidiger gehört bei Hannover 96 zum Auslaufmodell: Schnappen die Löwen zu? Hinterberger: “Das ist ein Name von vielen”
VON OLIVER GRISS
Tägliche neue Gerüchte um mögliche Transfers beim TSV 1860: Nachdem bekannt wurde, dass der Zweitligist an David Jarolim (32, HSV) interessiert sei, wird nun auch Mario Eggimann (30) von Hannover 96 an der Grünwalder Straße als Zugang gehandelt. Der Nationalspieler aus der Schweiz gehört beim Bundesligisten nicht mehr zur ersten Garnitur, absolvierte in dieser Saison bislang drei Spiele. 1860-Sportchef Florian Hinterberger: “Das ist ein Name von vielen. Viele Spieler werden derzeit mit 1860 in Verbindung gebracht.”
Ich wäre sowohl mit Eggimann wie auch mit Jarolim nicht unzufrieden. Die könnten beide den Löwen weiterhelfen. Nur ich glaube die beiden würden das Gehaltsgefüge sprengen und dadurch wird es nicht klappen.
Es ist nur eine frage der Zeit bis einer der streitenden Parteien nachgibt. Schließlich will Ismaik und der TSV durch einen Aufstieg Gewinn erwirtschaften. Somit kommt man zu dem Schluss, dass einer wohl zahlen muss - denn wie jeder weis, ohne Neuzugänge wird sich auch nichts bewegen.