Die Allesfahrer: Mit 1860 verheiratet! Abendzeitung, vom 16.10.2010 09:00 Uhr
Gemeinsam haben "Die Allesfahrer 8112 Löwen-Spiele gesehen. Foto: Philippe Ruiz
Die Löwen-Fans Franz Hell, Fritz Fehling und Roman Wöll sind „Die Allesfahrer“. Sie lassen keine Partie aus.
AZ: Herr Fehling, Herr Hell und Herr Wöll, Sie sind seit den 60er Jahren jedes Wochenende mit den Löwen unterwegs und nennen sich „Die Allesfahrer“. Keine Frage, dass Sie am Sonntag beim Spiel in Oberhausen (13.30 Uhr) sind, oder?
ROMAN WÖLL: Na klar. Ich habe am 24. August 1963 die Löwen zum ersten Mal im Grünwalder Stadion gegen Braunschweig (1:1, d. Red.) gesehen. Da hat alles angefangen. Mein erstes Auswärtsspiel war am 4. Oktober 1970 in Ingolstadt. Und ab da an habe ich maximal 20 Spiele der Löwen verpasst.
Und wie war das bei Ihnen, Herr Hell und Herr Fehling?
FRITZ FEHLING: Ich bin Löwen-Fan seit 1963. Massiv fahre ich schon seit den 60er Jahren mit. Ich bin anfangs nur auswärts mitgefahren. Weil wir aber oft auswärts verloren haben, bin ich dann bei allen Spiele mitgefahren. Ich habe 1972 das letzte Punktspiel verpasst.
FRANZ HELL: Mein erstes Spiel war auch Braunschweig und seitdem war ich bei allen Heimspielen und seit Ende der 60er Jahre auch auswärts dabei.
Wie lässt sich das vereinbaren mit Job und Familie?
Ich war lange verheiratet, aber irgendwann hat man sich entscheiden müssen, ob man weiter zu Sechzig geht oder ob man dem Eheleben frönen möchte. Ich hab mich für Sechzig entschieden. (lacht)
Wie bitte? Sie meinen, Sie sind mit 1860 verheiratet?
Ja. Alle in meinem Umfeld wissen, dass wenn eine Familienfeier ansteht und sie Wert auf meine Anwesenheit legen, dass sie es dann so legen müssen, dass Sechzig nicht gleichzeitig spielt.
FEHLING: Das mit der Frau kann man freilich regeln. Ich habe meine Frau 1975 im Stadion kennengelernt, sie ist jahrzehntelang auch alle Spiele mitgefahren. Ich habe ihr klipp und klar gesagt: „Madl, wenn du versuchst, mich von Sechzig weg zu bringen, dann schleich dich!“
Was wäre denn ein Grund, mal ein Spiel zu verpassen?
Es gibt keine Alternative zu Sechzig. Ich schaue mir auch alle Freundschaftsspiele an. Wenn kein Weltuntergang ist, dann gehen wir zu den Sechzgern. Bei mir in der Arbeit ist das klar geregelt. Wenn die Löwen spielen, will ich nicht arbeiten. Ich habe mir das 2003 mal schriftlich geben lassen.
Sechzig ist Ihr Leben, oder?
HELL: Es gibt einen Spielplan, der gehört zu unserem Leben dazu. Sechzig ist nicht nur 90 Minuten Fußball, Sechzig ist viel mehr.
Was sagen Sie den Leuten, die Sie für verrückt erklären?
Da gibt es Tausende. (lacht) Die einen fahren zum Kegeln, wir fahren zu Sechzig. Ich habe mein ganzes Leben auf den Verein abgestellt und meine Urlaube auf die Sommerpause gelegt. Meine schönsten Zeiten habe ich mit dem Verein erlebt.
WÖLL: Wir sind zusammen alt geworden und fahren alle Drei seit 40 Jahren miteinander zu den Löwen. Das ist ein Glücksfall. Wir fahren zusammen in Urlaub und auch in alle Trainingslager – einfach schön.
Erzählen Sie doch mal ein paar Highlights mit Sechzig.
Jedes Erlebnis ist herausragend. Man freut sich gemeinsam über Siege und ärgert sich gemeinsam über Niederlagen.
FEHLING: Ich war zehn Jahre im Grünwalder in der Bayernliga im Ordnungsdienst. Mein letztes Spiel als Ordner war das erste vom Werner Lorant. Ich stand in der Ecke, geh’ rüber und da kommt der Wildmoser mit dem Lorant zu mir. Da will der Wildmoser mir den Lorant vorstellen und Lorant sagt nur: „Herr Wildmoser, wir kennen uns schon lange.“
HELL: Mein Highlight war das Spiel in Kassel 1991, das nach neun Jahren Bayernliga den Weg in die 2. Liga ebnete.
WÖLL: Früher gab es immer schöne Erlebnisse mit den Spielern. Die waren unsere Spezl.
Wer war der beste Löwen-Trainer für Sie?
HELL und WÖLL: Als Typ Karsten Wettberg. Er lebt und denkt wie ein Sechzger. Ein toller Mensch.
FEHLING: Werner Lorant. Ich habe auch heute noch guten Kontakt zum ihm.
Die Farbe rot existiert in Ihrem Leben nicht, oder?
WÖLL: Richtig. Ich habe kein einziges rotes Kleidungsstück und war auch noch nie an der Säbener Straße. Letztens sollte ich einen Spezl dahin fahren, da habe ich ihn am Wettersteinplatz rausgelassen. Ich wäre ein schlechter Taxifahrer (lacht). Ich habe nur blaue Zahncreme, blaues Mundwasser und hatte auch nur blaue Autos.
FEHLING: Ich habe keinen Roten in meinem Bekanntenkreis. München ist blau.
HELL: Mir würde keiner einen roten Pullover schenken (lacht). Ich bin zwar schon mal durch die Säbener Straße gefahren, aber gehalten habe ich dort noch nie. ---------------------------------------------------------------------------------------------------------
Zwar schon ein Jahr alt aber immer wieder nett zu lesen..