Der 1860-Trainer fordert Planungssicherheit. „Bei allen anderen Vereinen weiß man, was man will”, sagt er.
München - Wahrscheinlich könnte man Reiner Maurer nachts um drei wecken – die relevanten Statistiken zum TSV 1860 hätte der Coach sofort parat. Und so überrascht es nicht, dass er in Hinblick auf das letzte Spiel des Jahres am Samstag in Karlsruhe sagt: „Wenn wir da gewinnen, wäre das für den Verein nach dem Abstieg vor sieben Jahren der beste Stand nach 19 Spielen.” Tatsächlich würden die Löwen mit einem Erfolg beim Tabellenvorletzten mit 32 Punkten überwintern – was ein Zähler mehr wäre, als die Löwen unter ihrem Ex-Coach Marco Kurz in der Saison 2007/2008 nach 19 Spielen erreicht hatten.
Kein Wunder also, dass Maurer die Dinge nach zuletzt zehn Punkten aus vier Spielen wieder etwas positiver bewertet. „Ich bin mit unserer Bilanz zufrieden”, sagt er. Selbst gegen einen Blick auf den vorderen Tabellenbereich versperrt sich der 51-Jährige nicht mehr so vehement. „Natürlich schauen wir, was die anderen machen. Wir haben die Tabelle immer im Blick und wissen, dass sich die Mannschaften vor uns auch noch gegenseitig Punkte abnehmen werden.” Im Optimalfall könnten die Löwen mit nur vier Punkten Differenz auf einen Aufstiegsplatz in die Winterpause gehen. „Wir wollen im neuen Jahr noch mal angreifen”, sagt Flügelläufer Stefan Aigner.
Doch dabei müssen auch die Vereinsbosse mitspielen – und mit Maurers guter Laune ist es ganz schnell wieder vorbei, wenn er an seine winterlichen Planungsmöglichkeiten denkt. Schon im vergangenen Sommer hatte er aufgrund der späten Rettung des Vereins keine – wie er sagt – „normale” Kaderplanung betreiben können. Zwar stehen die Streitigkeiten zwischen Investor und Verein vor einer Lösung (die AZ berichtete), doch nach wie vor ist unklar, wie und ob im Winter investiert werden kann. Der stets loyale und genügsame Maurer findet, dass er seine Leistung bringt und die Mannschaft „für unseren geringen Etat gut dasteht”, doch langsam scheint auch er ungeduldig zu werden. „Bei allen anderen Vereinen ist es ganz normal, dass man weiß, was man will und wen man braucht. Heißt es, man braucht einen Mittelstürmer, sucht man einen Mittelstürmer. Nur bei uns geht das nicht, da heißt es, wir suchen gute Spieler. Aber wir wissen nicht mal, ob die ein Drittligagehalt, ein Zweitligagehalt oder ein gutes Zweitligagehalt haben dürfen. Das ist halt 1860, hier ist es eben nicht normal”, sagt Maurer.
Wie wahr. Zumal Maurer wohl noch länger mit seiner Ungewissheit leben muss. „Stand heute können wir niemanden verpflichten und nicht neu planen”, sagt Geschäftsführer Robert Schäfer. Und: „Bevor ich was verspreche, was ich nicht halten kann, mache ich keine Zusage. Ich kann den Unmut und die Ungeduld unseres Trainers verstehen, und ich weiß auch, dass die Verzögerung für unsere Planungen nicht ideal sind, aber ich kann es nicht ändern.”