Spielleiter: Frank Reinel pfeift vom Rollstuhl aus. (Foto: Oliver Jensen)
Von Oliver Jensen
Das Wochenende ist für Frank Reinel immer wieder ein Highlight. Samstags und Sonntags kann der Jurist seinem großen Hobby nachgehen: Der 30-Jährige ist einer von knapp 80.000 Schiedsrichtern in Deutschland. Und doch ist er anders. Aufgrund einer angeborenen Gelenkversteifung sitzt Reinel im Rollstuhl. Seinem Schiedsrichterdasein ist das kein Hindernis. Mit seinem Rollstuhl ist er rund sechs Stundenkilometer schnell. "Das reicht völlig aus. Ich habe gelernt, ein Spiel zu lesen und die Laufwege zu erahnen", sagt er.
Sein vierrädriger, fahrbarer Untersatz ist auf Outdoor-Aktivitäten ausgerichtet. Holprige Untergründe können ihm nichts anhaben. Nur bei Regen wird es schwierig: "Die Gummiräder haben auf dem nassen Rasen nur wenig Haftung. Daher darf ich zum Beispiel nicht zu stark abbremsen." Aber selbst mit dieser Situation kann der junge Mann aus Regensburg mittlerweile umgehen. "Mir wurde sogar gesagt, dass ich mich mit meinem Rollstuhl auf dem Fußballfeld oftmals mehr bewege als manch andere Schiedsrichter, die nur am Mittelkreis stehen und kaum umher laufen", sagt er stolz. Mehr zum Amateurfussball
Er möchte nicht anders behandelt werden
Dass ein Unparteiischer im Rollstuhl Erstaunen hervorruft, weiß Frank Reinel nur allzu gut. "Viele Trainer können sich nur schwer vorstellen, dass jemand vom Rollstuhl aus ein Spiel leitet. Aber hinterher kommen sie oft zu mir und sagen, dass sie mit meiner Leistung sehr zufrieden sind", erzählt er. Der Referee möchte aufgrund seiner Behinderung nicht anders behandelt werden als andere Schiedsrichter. Und das wird er auch nicht: "Wenn ich schlecht pfeife, attackieren mich die Leute genauso wie alle anderen Schiedsrichter auch."
So weit Frank Reinel zurückdenken kann, ist Fußball sein großes Interesse: "Ich erinnere mich noch gut an die Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko. Es war immer toll, wenn ich als 5-Jähriger länger aufbleiben durfte, um zumindest die erste Halbzeit vom Deutschlandspiel im Fernsehen zu sehen." Im Gegensatz zu seinen Altersgenossen hatte er nicht die Möglichkeit, Tags darauf selber dem Ball hinterher zu jagen. Video
Es begann im Sportunterricht
Trotzdem wollte er gerne am Fußballgeschehen teilhaben. In der fünften Schulklasse, als Frank Reinel das Gymnasium besuchte, kam ein Lehrer auf die Idee, ihn als Schiedsrichter einzusetzen. "Ich war vom Sportunterricht befreit, wollte aber nicht eine Schulstunde lang nur herumsitzen. Daher fand ich die Idee super", erinnert er sich. "Einige Wochen später durfte ich das traditionelle Fußballspiel zwischen den Abiturienten und Lehrern pfeifen. Mehr als 1.000 Schüler und Eltern waren als Zuschauer anwesend. Das war das erste Highlight meiner Schiedsrichterlaufbahn".
Mitten im Geschehen: Frank Reinel während eines Spiels. (Foto: Oliver Jensen)Mitten im Geschehen: Frank Reinel während eines Spiels. (Foto: Oliver Jensen)Spätestens nach diesem Erlebnis stand für Frank Reinel fest: Er möchte ein richtiger Schiedsrichter werden. “Er macht mir Spaß, im Mittelpunkt zu stehen und die Verantwortung zu tragen, richtige Entscheidungen treffen zu müssen", beschreibt er den Reiz. Auch als er nach Regensburg zog um zu studieren, machte er sich weiterhin als Unparteiischer einen Namen. So pfiff er bei den Bayrischen Fußball-Wohnheimmeisterschaften. Ein Spiel der D-Jugend zum Auftakt
"Mich störte allerdings, dass ich keinen Schiedsrichterausweis besaß. Wenn jemand mich kritisierte, wollte ich zumindest beweisen können, ein geprüfter Schiedsrichter zu sein. Das war für mich der Anlass, einen Schiedsrichterlehrgang zu belegen", sagt Reinel. Einige Monate später, im Alter von 27 Jahren, durfte er sein erstes Spiel als offizieller Schiedsrichter leiten. Ein D-Jugendspiel in Regensburg. "Es lief alles super. Ich fuhr voller Vorfreude zum Spiel und es gab keinerlei komische Bemerkungen", erinnert er sich.
Wenn der Ball erst einmal rollt, haben die Spieler ohnehin vergessen, dass der Schiedsrichter im Rollstuhl sitzt. Zumal sich der Spielleiter flink bewegt. Frank Reinel ist immer nahe am Geschehen. Kommt der Ball ihm zu nahe, duckt er sich geübt weg. Und sollte das Spiel doch einmal zu schnell für ihn verlaufen, ist auch das kein Problem. Ein Trikotzupfen erkennt er aus 40 Metern Entfernung.
Mittlerweile hat es der 30-Jährige geschafft, vom Juniorenfußball zum Seniorenfußball aufzusteigen. "Wie jeder andere Sportler möchte auch ich immer besser werden und meinen Zielen näherkommen", sagt Frank Reinel voller Tatendrang. Dass er niemals im Profifußball aktiv sein wird, ist ihm völlig klar: “Aber vielleicht kann ich in der Kreisliga pfeifen. Dort wäre ich nicht mehr als Einzelkämpfer unterwegs, sondern ein Teil des Schiedsrichtergespanns. Das macht sicherlich noch mehr Spaß." Es wäre ihm zu wünschen, dass er sein Ziel erreicht. --------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Allen Respekt echt eine Klasse Leistung, die nicht hoch genug zu bewerten ist.......