Ob die Baggerführer wissen, was sie da zertrümmern? Welchen Staub der Geschichte sie aufwirbeln? Hier, wo am Samstag die U19 der Münchner Löwen gegen Nürnberg im Pokal ausschied, fand schon am 18. Februar vor 100Jahren ein Derby zwischen FC Bayern und TSV 1860 statt. Das Stadion wuchs, 1948 sahen 60000 Menschen der Partie zwischen den Sechzigern und dem 1. FC Nürnberg zu. An diesem Ort trafen die beiden Münchner Klubs auch erstmals in der Bundesliga aufeinander, am 14.August 1965. Wo sich jetzt Geröllhaufen türmen, jubelten die Fans ihrem TSV 1860 zu, als der seine erste und seine letzte deutsche Meisterschaft gewann - beide im Jahr 1966. Auch der FC Bayern holte den ersten von inzwischen 21 nationalen Meistertiteln (1969) im Grünwalder Stadion, das bald darauf zum Sechzgerstadion werden sollte. Nun wird es generalsaniert. Die Osttribüne ist abgerissen, die Haupttribüne soll entkernt werden, die Stadiongaststätte geschlossen, Holzbänke durch Plastikschalen ersetzt, der Rasen beheizt - zehn Millionen Euro hat die Stadt veranschlagt. Tradition alleine hatte schlussendlich nicht genügt, um das alte Gemäuer zusammenzuhalten. Der TSV 1860 II wird kommende Saison seine Heimspiele in Heimstetten austragen, Bayern II weicht nach Ismaning aus. Wenn die Reserveteams zurückkehren, wird hier vieles neu sein. Wenigstens die manuelle Anzeigetafel soll weiterhin von den alten Zeiten zeugen.Fotos: Catherina Hess, Werek